Rezension

Fulminantes Debüt

The Sky Above Us -

The Sky Above Us
von Maja Schendel

Bewertet mit 5 Sternen

Eines der ganz wenigen wirklich guten Bücher in diesem Jahr! Unbedingt lesen!

Das grandiose Debüt von Maja Schendel verzaubert mit einer emotional reifen Liebesgeschichte, eingebettet in authentische Lebensskizzen voll mit familiären Traumata, grenzenlosen Wünschen, ungelebten Bedürfnissen und wahren Freundschaften. Eric ist Extremsportler und vergisst an der Bergwand seine dysfunctional Familie, während Sky Filme drehen möchte, um ihrem familiärem Dämon zu entfliehen. Diese beiden verletzen Seelen erkennen einander auf einer tiefen Ebene und verlieben sich.

Von der ersten Seite an fühlte ich mich den beiden Protagonisten durch die wechselnde Perspektive, aus der erzählt wird, nahe. Beide müssen viel durchmachen und scheinen sich aus den familiären Zwängen kaum befreien zu können. Doch wie viel Gefahr und Nervenkitzel ist genug, um die eigenen Ängste hinter sich zu lassen und die Freiheit am Berg zu spüren? Geht die eigene Sucht nach Gefahr als Bewältigungsstrategie vor oder ist die Angst von Liebenden genug, um sich dem Problem an der Wurzel zu zuwenden? Eric muss auf diese Fragen schnell Antworten finden, will er sein Leben und seine Liebe zu Sky retten.
Sky lotet ihre Grenzen aus, was sie erträgt und was ihr nicht mehr guttut. Ihre Geschichte behandelt das Thema Trauer und den Umgang damit innerhalb einer Familie. Ist Trauer ein Prozess oder ein mentaler Zustand? Geht er vorüber oder bleibt man darin gefangen? Wie mit trauernden Familienangehörigen umgehen, die keinen Weg aus ihrer Trauer heraus ins Leben finden? Wann muss man aus dem Schatten des Verlusts heraustreten und für die eigenen Bedürfnisse einstehen?
Schendel kreiert ein atemberaubendes Setting im Yosemite Park, so dass der Leser meint mit Eric gemeinsam den El Cap zu erklettern. Man ist ganz nah dran, am Fels, am Kletterer und an seinem ihn begleitenden Team inmitten grandioser Natur.

Dieses Buch über zwei junge Menschen, die in aller Verletzlichkeit zueinanderfinden hat mich mit seinen weisen Ansichten über das Leben berührt. Es ist soviel mehr als ein Buch über das Klettern, über Freundschaften, Familienschicksale - es ist ein stiller Begleiter, der in eine Welt entführt, die spannend, aufregend und herausfordernd ist - so wie das Leben selbst. Für mich eines der ganz wenigen wirklich guten Bücher in diesem Jahr und ein fulminantes Debüt!