Rezension

Geheimnisvoll wie das Meer

Meeresflüstern - Patricia Schröder

Meeresflüstern
von Patricia Schröder

Bewertet mit 4 Sternen

Cover:
Schon das Cover ist wunderschön: das hübsche Gesicht eines Mädchens mit türkisgrünen Augen, plastischen Sand- und Salzkristallen auf den Lippen, um die Augen und an der Seite des Gesichts, dazu eine Muschel und im Hintergrund das Meer. Der Titel des Buches ist in Glitzersilber hervorgehoben, auch auf dem Buchrücken, so dass man es auch sieht, wenn das Buch im Regal steht. Selbst das Lesebändchen glitzert, da ein Silberfaden eingewebt ist. All dies stimmt perfekt auf die Handlung ein.

Inhalt:
Nach dem Unfalltod ihres Vaters ist Elodie nicht mehr sie selbst. Sie kommt einfach nicht darüber hinweg. Um Abstand zu gewinnen, zieht sie von Lübeck zu ihrer Großtante Grace auf die Kanalinsel Guernsey. Hier findet sie gleich am ersten Tag eine gute Freundin, Ruby, die sie auch mit ihrer Clique bekannt macht. Auch Tante Grace kümmert sich liebevoll um Elodie. Eigentlich steht einem entspannten Aufenthalt auf Guernsey nichts im Weg. Wäre da nicht der mysteriöse Todesfall eines Mädchens aus der Clique, den die örtliche Hellseherin mit Elodie in Verbindung bringt. Und was hat es mit den gut aussehenden Javen Spinx und Cyril auf sich, in deren Gegenwart Elodie ihre Angst vor dem Wasser komplett vergisst? Wer ist der unbekannte Junge in ihren Träumen?

Meine Meinung:
Patricia Schröder hat sich eine wunderbare Geschichte ausgedacht, die ich so oder so ähnlich noch nicht gelesen habe. Der Handlungsort, die Kanalinseln, ist einfach perfekt gewählt und ganz toll beschrieben, so anschaulich und bildhaft. Man fühlt sich beim Lesen direkt dorthin versetzt, fühlt den Sand und die Klippen unter den Füßen, riecht das Meer und spürt den Wind auf der Haut.

Auch mit den Charakteren konnte ich mich zum größten Teil anfreunden. Elodie war mir gleich sympathisch, ein bisschen unsicher, wie es für einen Teenager wohl normal ist, dabei versprüht sie aber eine ordentliche Portion Sarkasmus, eine geniale Mischung. Ihre neue Freundin Ruby ist wahnsinnig quirlig und scheint mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen, eine echte Stütze für Elodie. Auch Rubys Freund Ashton muss man einfach mögen trotz oder gerade wegen seiner Andersartigkeit, ein wirklich liebenswerter Charakter. Dann gibt es noch den geheimnisvollen Javen Spinx, in den schon Elodies Mutter vor Jahren verliebt war, und Cyril, der nicht weniger geheimnisvoll ist.

Elodie hat aber Träume von einem ganz anderen Jungen. Und als dieser eines Tages wie aus dem Meer auftaucht und vor ihr steht, setzt bei Elodie der Verstand aus. Sie ist auf Anhieb total verliebt und spricht davon, dass sie nicht mehr ohne ihn sein kann. Dabei kennt sie ihn doch noch gar nicht. Das scheint mir trotz aller mystischen Anziehungskraft dieses Jungen etwas übertrieben. Diese bedingungslose Schwärmerei für ihn ist mir einfach zu viel. Das ist aber mein einziger Kritikpunkt an diesem tollen Buch.

Ich habe das Lesen dieses Buches sehr genossen. Der Schreibstil ist jugendlich flott. Elodie fungiert als Ich-Erzählerin, wodurch man ihr natürlich besonders nahe kommt und an ihrer Seite durch das Buch geführt wird. Durch die ganzen mysteriösen Vorfälle und geheimnisvollen Charaktere ist die Handlung recht spannend. Besonders gut finde ich, dass Patricia Schröder in einem Jugendbuch auch die Themen Umweltverschmutzung und Behinderung anspricht, und zwar ohne erhobenen Zeigefinger, eher so nebenbei.

„Meeresflüstern“ ist der Auftakt einer Trilogie. Am Ende dieses Bandes ist einiges abgeschlossen, mehr Fragen sind allerdings noch offen. Daher freue ich mich schon auf den nächsten Teil, in dem hoffentlich noch mehr Geheimnisse gelüftet werden.