Rezension

Gelebte hanseatische Zeitgeschichte. Empfehlenswert.

Das Haus am Alsterufer - Micaela Jary

Das Haus am Alsterufer
von Micaela Jary

Bewertet mit 4.5 Sternen

Als im Jahr 1911 eine junge Frau bei der Reedersfamilie Dornhain klingelt und mit einem Empfehlungsschreiben um Stellung bittet, versetzt das einige Familienmitglieder in Erstaunen. Die Dornhains, das ist der verwitwete Reeder mit seinen drei Töchtern und der im Haushalt lebenden Großmutter. Ebenso das dazugehörige Dienstpersonal nicht zu vergessen.

Die Geschichte handelt aber nicht nur von Klara, die Victor Dornhain als drittes Dienstmädchen einstellt, sondern den drei Schwestern Ellinor, Nele und Lavinia, kurz Livi genannt. Jede Charaktere hat eine eigene Thematik. Die hamburgischen Dornhains zählten zu den alteingesessenen hanseatischen Familien.

Nele wohnte derzeit in München, wo sie Kunst studiert. Für die damaligen Verhältnisse und dann noch als Reederstochter gewiss nicht üblich – Standesdünkel halt.

Als Älteste der drei Schwestern lag es nahe, dass Ellinor die Nachfolge des Vaters antreten würde. Eine starke Persönlichkeit  mit Interesse an der Arbeit der Firma und sie setzt sich für die Rechte der Frauen ein. Das aber alles mit klugem Verstand, halt zurückhaltend, nicht auffallen.

Lavinia, die Jüngste des Trios, das Küken, aber auch diejenige, die immer ihren Willen durchsetzen will.

Über sieben Jahre begleitet der Leser die Hamburger Reedersfamilie Dornhain. Welche Rolle das Dienstmädchen Klara in der Familie spielt, gehört zur Geschichte. Deshalb gehe ich auch nicht näher auf den Inhalt ein. Wer mehr wissen möchte, kann auch einfach nur den Klappentext lesen oder halt sehr ausführliche Rezensionen, in denen sehr viel preisgegeben wird.

Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, der Krieg selbst und die Umbruchzeit danach, richtungsweisend für eine Demokratie, gegen eine Räterepublik, all diese Themen finden sich in der Handlung wieder.

Doch nicht nur die damaligen Zeiten, auch ihre lebendig beschriebenen Charaktere lassen den Leser voll in die Geschichte eintauchen, miterleben.

Meiner Meinung kein normaler historischer Roman, auch keine normale Liebesgeschichte, aber Herz und Schmerz sind miteinander verbunden.

Das Buch fängt die Stimmung des 20. Jahrhunderts zu Zeiten des Ersten Weltkriegs gut ein, ebenso das der hanseatischen Oberen Gesellschaft, die frei von materiellen Sorgen in ihren Villen leben.