Rezension

Großartige Erzählkunst

Turmschatten - Peter Grandl

Turmschatten
von Peter Grandl

Bewertet mit 5 Sternen

Ein großartiges Buch mit einigen Überraschungen.

Inhalt:

Ephraim Zamir hat im Holocaust seine ganze Familie verloren. Als einziger Überlebender hat er Deutschland vor 50 Jahren den Rücken gekehrt und in Israel gelebt. Nun kehrt er in die Geburtsstadt seiner Mutter zurück. Bezieht dort einen geschichtsträchtigen Turm, der eher wie eine Festung wirkt. Doch er ist endlich mit sich im Reinen. Möchte nur noch seinen Lebensabend genießen. Für eine Synagoge bietet er eine großzügige Spende an, damit diese gebaut werden kann. Das ruft Neonazis auf den Plan. Um jeden Preis möchten sie den Bau verhindern. Mit einer List verschaffen sie sich Zugang zum Turm. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Plötzlich befinden sich die 3 Eindringlinge in Gefangenschaft von Ephraim. Dieser startet ein Online Voting bei dem über das Schicksal seiner Gefangenen entschieden werden kann. Einmal angefangen entwickelt das Ganze eine Eigendynamik und weckt großes Interesse. Wie werden die Zuschauer sich entscheiden?

Leseeindruck:

Nur wenige Autoren schaffen es, mit solch einer erzählgewaltigen Kunst, eine Geschichte zu Papier zu bringen. Peter Grandl ist einer davon. Man bekommt viel Informationen. Trotzdem wirkt es nie langweilig. Vielmehr habe ich gebannt an den Zeilen gehangen. Wollte unbedingt wissen wie es weiter geht. Dabei wird eine Atmosphäre geschaffen, die meine Emotionen Achterbahn fahren lassen hat. Hatte ich eben noch Hass auf einzelne Figuren, taten sie mir im nächsten Moment leid oder umgekehrt. Denn während des Online Votings erfährt man nach und nach immer mehr Hintergründe und Werdegänge, die ich anfangs so nicht geahnt habe. Durch verschiedene Erzählperspektiven wird die Spannung konstant hoch gehalten. Eine Dynamik und Dramatik entwickelt sich, die mich den Atem anhalten lassen hat. Aber richtig geflasht hat mich das Ende. Hier wurde ich überrascht und hat für mich dem Ganzen ein Krönchen aufgesetzt.

Fazit:

"Turmschatten" wirft die Frage auf, wie weit man in seiner Rache gehen darf. Aber der Thriller erzählt auch davon, ob man vergeben sollte. Auf jeden Fall spiegelt er aber unsere Gesellschaft mit ihrer Sensationsgier wider. Das alles großartig erzählt. Selten bin ich so beeindruckt von einem Buch. Wer also die 580 dicht beschriebenen Seiten nicht scheut, sollte unbedingt diesen Thriller lesen. Es lohnt sich. Eine unbedingte Leseempfehlung von mir. Eine Verfilmung könnte ich mir übrigens auch gut vorstellen.