Rezension

Gute Unterhaltund mit Geocaching

Knochenfinder - Melanie Lahmer

Knochenfinder
von Melanie Lahmer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt in eigenen Worten

Familie Staudt ist auf den ersten Blick eine richtige Vorzeigefamilie. Sie bewohnen ihr schmuckes Einfamilienhaus mit gepflegtem Garten, das sich perfekt in die bevorzugte Wohnlage fügt. Die Wohnungseinrichtung ist so perfekt abgestimmt, dass sie schon steril wirkt. Offensichtlich lebt die Familie in relativem Wohlstand, aber etwas Schreckliches ist passiert. Der 18 jährige Sohn René, der noch zur Schule geht, wird seit einigen Tagen vermisst. Er ist zuvor schon einmal weggelaufen und hat bei seinen Verwandten Unterschlupf gesucht. Doch diesmal ist er da nicht aufgetaucht und die Eltern mussten ihn als vermisst melden. Natascha Krüger und Hannes Winterberg von der Polizei Siegen besuchen das Ehepaar Staudt um nähere Informationen im Zusammenhang mit Renés Verschwinden zu erhalten. Bei einem weiteren Besuch lässt sich Karin Staudt von ihrem Mann entschuldigen, sie wäre unpässlich. Sehr bald beginnt die Fassade der perfekten Familie zu bröckeln.

Gleichzeitig ist die Geocacher-Gemeinde rund um Siegen in großer Aufregung. Man hat Knochen in Caches gefunden und es stellte sich heraus, dass es sich um menschliche Finger handelt.

Haben die beiden Ereignisse etwas miteinander zu tun? Was liegt bei Familie Staudt im Argen? Wo steckt René? Natascha Krüger, Jörg Lorenz und Hannes Winterberg ermitteln.

Meine Meinung

Der Roman Knochenfinder spielt in der Szene der Geocacher und ist nicht das erste Buch, das im Umfeld dieses Volkssports spielt. Ich selber habe kürzlich „Fünf“ von Ursula Poznanski gelesen und vermutlich gibt es auch noch weitere. Melanie Lahmer findet einen etwas anderen Zugang zu diesem Hobby, es wird gut erklärt, so dass man dem Krimi auch als Nichtcacher leicht folgen kann.

Der Schauplatz dieses Kriminalromans ist Siegen. Das Siegerland ist ein ehemaliges Bergbaugebiet und man erfährt so einiges über den Bergbau und die Industrialisierung in der Region. Ich fand das sehr interessant, weil es für mich völlig unbekannt ist.

Die Hauptfigur, Natascha Krüger, wird sehr schön eingeführt. Sie ist jung, sympatisch, natürlich hübsch, aber auch bodenständig. Interessanterweise ist sie Synästhetin. Sie nimmt Zahlen und Gerüche auch als Farben war, was mir im Buch allerdings etwas zu häufig erwähnt wurde. Das ist jedoch mein persönliches Problem, weil ich mich schon öfter mit der Thematik befassen musste. Diese Gabe hat letztendlich entscheidend zur Aufklärung des Falles beigetragen. Meistens arbeitet Natascha zusammen  mit ihren Kollegen Jörg Lorenz und Hannes Winterberg. Wir erfahren auch einiges aus Winterbergs Privatleben, das nicht immer ganz so einfach ist, wie es sich ein Polizeibeamter wünschen würde. Da René die gleiche Schule wie seine Söhne besucht, führen die Ermittlungen auch ins Umfeld von Winterbergs Sohn Niklas.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war eine beginnende Liebesbeziehung zwischen Natascha und Simon, einem Kollegen aus einer anderen Abteilung. Das war mir teilweise etwas zu dick aufgetragen, hat aber die Geschichte doch voran gebracht, sodass man nicht darauf verzichten konnte. Die Dialoge haben mir nicht alle durchwegs gefallen. Sie wirkten auf mich stellenweise künstlich und aufgesetzt. Die Gespräche zwischen den Polizisten empfand ich als authentisch, aber beim Ehepaar Winterberg klingt es doch sehr gestelzt und die Dialoge zwischen den jungen Leuten fand ich nicht so glaubwürdig.

Die Anzahl der Figuren sowohl bei der Polizei, wie auch unter den Zeugen ist angenehm überschaubar. Die Protagonisten sind relativ genau beschrieben, so dass ich eine gute Vorstellung von ihnen gewonnen habe.

Obwohl man im Prolog und ihm ersten Kapitel gleich mitten in der Geschichte ist, nimmt die Spannung dann doch nur langsam zu. Ich empfand sie eher als subtile, sich steigernde Ungewissheit, aber in der zweiten Hälfte hat es mich dann wirklich mitgerissen, so dass ich das Buch sehr schnell ausgelesen hatte. Ich muss zugeben, dass ich, was den Täter betrifft, lange auf einer falschen Fährte war.

Mein Fazit

Ich habe mich mit diesem Debüt gut unterhalten gefühlt. Ich konnte das Buch flüssig lesen, hatte keinerlei Verständnisprobleme, weil das Geocaching wirklich sehr gut erklärt wird. Man merkt, dass die Autorin diesem Hobby selber sehr gerne nachgeht.

Einen Abzug mache ich, weil mir das Motiv des Täters nicht plausibel genug ist und weil am Ende der Lektüre immer noch einige kleine Unklarheiten herrschten, obwohl ich meinte, aufmerksam gelesen zu haben.