Rezension

Gutes Buch

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe -

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
von Doris Knecht

Ein sehr gelungenes Buch, auch wenn zwischenzeitlich Zweifel daran aufkommen, ob der Inhalt dem Titel Rechnung getragen hat. Waren es wirklich alle Dinge, die die Dame vergessen hat? 
Geschrieben wird aus Sicht der Protagonistin und so nimmt die Leserschaft sehr intensiv Teil an ihren Gedanken und Erfahrungen, sieht mit ihren Augen und bekommt ein Gespür dafür, wie diese Frau die Welt erlebt. 
Besondere Freude macht das Lesen der reflektierten und unbeschönigten Beschreibungen, des Hinterfragens, des Stehenlassens. Als nehme jemand Gegenstände einzeln aus einem Regal, betrachte sie genau und stelle sie anschließend wieder zurück. 
Obwohl Mensch über die anderen Charaktere nur das erfährt, was die Protagonistin niederschreibt, wirken auch diese völlig authentisch.
Besonders spannend für mich ist, darüber zu lesen, wie Menschen sozialisiert werden, wie Zukunftsvorstellungen entstehen, wie ihnen nachgeeifert wird und was schlussendlich daraus wird. Dabei interessieren mich ganz gewöhnliche Menschen in vollkommen gewöhnlichen Umständen und Situationen unterschiedlicher Zeiten. Genau das habe ich in diesem Buch gefunden und mich daran erfreut.
Gewünscht hätte ich mir, dass an der ein oder anderen Stelle tiefer ins Detail gegangen wird, während Umgebungsbeschreibungen gerne etwas kürzer hätten sein dürfen, aber das ist Geschmackssache, die über die Sternebewertung entschied.
Empfehlen würde ich dieses Buch alleinerziehenden Elternteilen und Menschen ab 30 Jahren aufwärts, die vor größeren Veränderungen stehen, ebenso allen, in deren Leben Umzüge eine große Rolle spielen. 
Von der Autorin werde ich gerne noch etwas lesen.