Rezension

Hoffnungsvolle Gesellschaftskritik

Automaton -

Automaton
von Berit Glanz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wow, was für ein toller Roman!
Für mich liest es sich wie ein leises, zartes Plädoyer für Zusammenhalt und Freundschaft. Verwoben mit einer subtilen Kapitalismuskritik. Die präkeren Arbeitsbedingungen im Internet und in der Holzwirtschsft werden dargelegt, ebenso die Hanfernte. Alles Bereiche, mit denen ich mich bisher nicht beschäftigt habe. Das fand ich hochinteressant.

Es habt Rezensionen, in denen Leser*innen enttäuscht waren, da sie mehr einen Thriller erwartet haben. Aber ich bin sehr froh, dass Berit Glanz diesen düsteren Weg nicht eingeschlagen hat. Dass sie der Geschichte einen anderen Drive gegeben hat, einen hoffnungsvollen. Mir fehlt der große Knall deswegen nicht. Schon ihr Debüt Pixeltänzer war sehr subtil geschrieben. Spannend, aber nie mit einem großen Knall.

Ich finde, es steckt was ganz anderes dahinter: Die feinfühlige Darstellung einer alleinerziehenden Mutter, das Aufzeigen von psychischen Erkrankungen und die Beschäftigung mit einem neuen, sehr prekären Beschäftigungsfeld. Wer hat denn bisher etwas von Automatons gehört oder gelesen? Ich habe mich mit den Arbeitsbedingungen noch nie auseinander gesetzt. Kapitalismuskritik steckt auch mit drin und ein gewisser Zusammenhalt in der Gruppe - auch übers Internet können sich Freundschaften entwickeln, das Netz ist Nachts nicht nur "böse und dunkel". Es können sich Freunde finden, Gleichgesinnte. Das ist eine schöne Botschaft.

Ein kluger Gesellschaftsroman, der aktuelle Tabuthemen wie prekäre Arbeitsverhältnisse und psychische Erkrankungen empathisch angeht. Empfehlung!