Rezension

Interessante Zukunftsvision mit leichten Schwächen

Unsterblich - Jens Lubbadeh

Unsterblich
von Jens Lubbadeh

Bewertet mit 3 Sternen

Unsterblich besticht durch ungeheure Realitätsnähe. Leider fallen dadurch auch Konstruktionsfehler im Weltenbau auf. Vermutlich habe ich da aber auch eine sehr niedrige Toleranzschwelle.

 

Die grundsätzliche Geschichte ist definitiv spannend. Der Protagonist Kari soll das Verschwinden Marlene Dietrichs, einer „Ewigen“, aufklären und gerät dabei tief in ein Komplott aus Gewinnsucht, egozentrischem Idealismus und Machtstreben.

 

Besonders gefiel mir die Idee des extremen Ausbaus der sogenannten „Augmented Reality“. Gerade im letzten Jahr, als Pokemon Go die Menschen faszinierte und so ein Teil der Realität nur noch digital erfahrbar wurde, regte das Motiv zum Nachdenken an. Auch der Traum, sich unsterblich zu machen, ist wohl weit verbreitet, obwohl ich den enormen Erfolg der Digitalisierung nach dem Tod nicht für wahrscheinlich halte. Aber gerade durch diese enorm guten Ansätze, fehlte mir der Hintergrund für die Veränderungen. Wo sind die großen Verfassungsänderungen, wo die Energielieferanten für die Hochleistungsships, die jeder Mensch in sich tragen muss? Warum kommt Kari nicht auf die Idee, den Tod eines Regisseurs zu untersuchen, der unerwartet nach dem Verschwinden der digitalen Schauspielerin stirbt? Vielleicht liegt es daran, dass ich in letzter Zeit sehr viel gute Science-Fiction gelesen habe, aber mir war der Hintergrund einfach ein bisschen zu dünn. Auch die Nebenfiguren und Hintergrundgeschichten hätten durchaus ausgearbeiteter sein können, wenn Kari dafür früher auf entscheidende Ideen gekommen wäre.

 

Letztendlich war auch der Erzählstil etwas spröde durch dieses schnelle Übergehen von Menschen und Gedanken. Ein wenig mehr Tiefe in den Begegnungen und Geschehnissen hätte auch mich tiefer in die Geschichte gezogen.

 

Fazit: Ein durchaus spannender Wissenschaftsthriller, der jedoch schnell Lücken im Welten- und Figurenbau offenbart. Eine Leseempfehlung spreche ich für Fans des Genres aber auf jeden Fall aus.