Rezension

Jojo & Puma

Verdammt gute Nächte - Kathrin Schrocke

Verdammt gute Nächte
von Kathrin Schrocke

Klappentext:
Seit wann muss Liebe einen Sinn ergeben?
Jojo ist 15 und zählt zu den einsamsten Geschöpfen auf diesem Planeten. Sein Freund Michael steht auf schlechte Pornos, sein Freund Sushi ist ein adoptierter Japaner und Musterschüler, und seine erste große Liebe Lilli ist – seit einem Monat mit Michael zusammen. Dann taucht plötzlich Puma auf. Sie ist hübsch, cool, witzig und fährt einen roten Alfa Romeo Spider. Aber das Wichtigste ist: Sie nimmt ihn ernst. Die Sache hat nur einen Haken: Puma ist doppelt so alt wie er …

Die Autorin:
Geboren 1975 in Augsburg, lebt seit einigen Jahren in Berlin. Studium der Germanistik und Psychologie in Bamberg, arbeitete als Journalistin, Presse- und Öffentlichkeitsreferentin sowie in der Erwachsenenbildung. Seit 2005 als freie Autorin mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendbuch tätig. Ihre Jugendromane zu realistischen und gesellschaftskritischen Themen wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. "Freak City", eine Liebesgeschichte in der Welt der Gehörlosen, wurde für den Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis nominiert und auf der Buchmesse Krakau als bestes internationales Jugendbuch des Jahres gekürt. Unter dem Pseudonym Amina Paul veröffentlich Kathrin Schrocke humorvoll-skurrile Bücher für Kinder.

Meine Meinung:
Jojo, ein eher ruhiger 15-jähriger Junge, der mit seiner Mutter, ihrem Freund Ralf und den kleinen Zwillingen in einem abgeschiedenen Forsthaus lebt, hat viele Träume und eine gesunde Neugier in sich, wie jeder männliche Teenager. Seine Freunde Sushi, Michael und Lilli könnten unterschiedlicher nicht sein, und so trägt jeder von ihnen seine ganz eigenen Sehnsüchte und Probleme mit sich herum.
Als Puma, eine Bekannte von Jojos Mutter vorübergehend bei ihnen einzieht, kommen sich die beiden unverhofft näher. Puma ist 30, intelligent und hübsch, fährt einen schnittigen Wagen, trägt T-Shirts aus den 80ern, hat ihre eigenen Vorstellungen vom Leben und scheint Jojo als Einzige ernst zu nehmen.

Mit ganz viel Fingerspitzengefühl hat Kathrin Schrocke dieses brisante und ungewöhnliche Thema umgesetzt. Wie soll oder kann man einen Roman, eine Handlung so schreiben, das sie den Lesenden berührt? Ich würde mit Sicherheit sagen, genau so, wie sie es getan hat.
Die Gedanken eines Teenagers hat sie behutsam in passende Formulierungen gepackt, die Gefühlswelt breitgefächert beschrieben, wobei sie auch die Stimmen und das Leben von Jojos Freunden eingefangen hat.

Ich finde es mutig, einen solches Buch zu schreiben, das nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern auch darunter abtaucht. Ein Tabuthema, das weder anstößig, noch fragwürdig verarbeitet wurde.
Ich kann mir vorstellen, dass es viele Leser gibt, die davor zurückschrecken, das Buch zu lesen, aber man kann sich erst dann eine Meinung bilden, wenn man es selbst tut.

Ein großes Thema ist die Internetpornografie, die einen hohen Stellenwert bei der heutigen Jugend genießt, und Pumas Statement dazu fand ich erfrischend ehrlich und für Jojo wegweisend.

Der einzige Kritikpunkt, den ich habe, war das Ende, das mich zwiespältig zurückgelassen hat. Viele andere Leser fanden es wiederum passend. Deswegen möchte ich aber nicht das gesamte Buch abwerten, denn die Umsetzung in all ihren Facetten und die Beleuchtung der Materie, die sehr interessant und kontrovers zu nennen ist, hat mir sehr gut gefallen.

"Verdammt gute Nächte" regt zum Nachdenken und diskutieren an.
Ein Buch, das einen Nachfolgeband verdient hätte.

4,5 Sterne - aufgerundet auf 5 Sterne.