Rezension

Kraftvoll erzählte deutsche Geschichte

Als wir unsterblich waren - Charlotte Roth

Als wir unsterblich waren
von Charlotte Roth

Bewertet mit 4 Sternen

Ich war nie ein großer Kenner der Politik oder ihrer Geschichte. Insbesondere die „Irrungen und Wirrungen“ im Deutschland vor und nach dem ersten Weltkrieg (Ende des Kaiserreiches, Weimarer Republik) waren mir oft schleierhaft. Dieses „wer mit wem und warum und gegen wen“ hat mich verwirrt. Doch damit ist dank dieses Romans jetzt Schluss.

Toll erzählt und mit vielen lebendigen Details versehen, erleben die Jahre zwischen 1910 und 1933 eine Wiederauferstehung. Die Geschichte von Paula, Clemens und ihren Mitstreitern der jungen Sozialdemokraten mit ihren großen Vorbildern August Bebel, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ist rasant, oft traurig, manchmal nervenzerrend und doch absolut authentisch. Zudem erhält der Leser einen detaillierten Einblick in die frühen Jahre von SPD und KPD. Wenn ich gewusst hätte, wieviel Politik in diesem Buch steckt, hätte ich es vielleicht nicht zur Hand genommen. Ein Glück, dass der Klappentext hier sehr „schwammig“ ist – denn so hatte ich zwar etwas andere Erwartungen an das Buch, aber letztendlich war die erzählte Geschichte viel interessanter als das, was ich mir zunächst erhofft hatte.

Umspannt wird die Geschichte mit einer Rahmenhandlung, die in der Wendezeit spielt (Nov./Dez. 1989). Und nun komme ich zu meinem Punktabzug… denn auch wenn diese Rahmenhandlung ebenfalls sehr gut geschrieben ist – der Verknüpfungspunkt ist mir einfach ein zu großer Zufall und erschien mir doch ziemlich unrealistisch. Ich möchte das, um hier nicht zu viel zu verraten (das würde zu viel von der Auflösung vorwegnehmen), nicht näher ausführen. Wer es genauer wissen möchte, kann gern per PN bei mir nachfragen.

Trotzdem kann ich das Buch wärmstens weiterempfehlen für alle, die nicht nur spannende sondern auch lehrreiche Lesestunden zur Geschichte Deutschlands suchen.