Rezension

ein gut geschriebener zeitgeschichtlicher Roman , der Seinesgleichen sucht

Als wir unsterblich waren - Charlotte Roth

Als wir unsterblich waren
von Charlotte Roth

Bewertet mit 5 Sternen

Charlotte Roth schreibt hier unter Pseudonym , denn eigentlich ist es Charlotte Lynne , die hier einen mehr als eindrucksvollen Roman einer geschichtlichen Epoche schreibt, der für uns Deutsche entscheidende Bedeutung für die Zukunft hatte.
Gut recherchiert ,führt sie den Leser in die Zeit zwischen dem Kaiserreich und der Weimarer Republik, in der die SPD , vor allem in Berlin, wo dieser Roman spielt, Höhen und Tiefen erleben musste.

Auf zwei Zeitebenen wird dieses Buch erzählt, angefangen mit dem Fall der Mauer 1989, die ein junges ostdeutsches Mädchen namens Alex miterlebt und dabei eine Bekanntschaft macht, die ihr weiteres Leben stark beeinflusst. Alex lebt nach dem Tod ihrer Mutter bei ihrer Großmutter Momi, der sie eines Tages Oliver vorstellt, den Mann , den sie am Tag der Grenzöffnung kennen,- und lieben gelernt hat. Doch die Reaktion ihrer Großmutter ist mehr als unerwartet.
Der zweite Zeitstrang führt den Leser in das Berlin, Anfang des 20. Jahrhunderts, in der Momi, eine junge Frau namens Paula ist und zusammen mit ihrem Bruder und ihrer großen Liebe Clemens, für eine gerechtere Welt und für eine bessere Situation der Frauen in Berlin kämpft.

Charlotte Roth, bzw Charlotte Lynne macht es dem Leser leicht, in die Geschichte einzusteigen und bis zur letzten der fast 600 Seiten gefesselt zu sein. Durch die gut recherchierten Schilderungen und politischen Verhältnisse dieser Zeit, zieht sie den Leser in ihren Mann und lässt historische Figuren wie August Bebel, Rosa Luxenburg und Karl Liebknecht wieder auferstehen. Aber gerade die fiktiven Personen ihrer Geschichte fesseln. Paula, Clemens, Manfred , Harry und viele in diesem Roman mitspielende Figuren nehmen einen auf eine Zeitreise mit , die mehr als spannend, niemals langweilig und vor allem sehr interessant ist. Auch die im Jahr 1989 spielende Geschichte, die von Alexandra, ihrer Großmutter und Oliver erzählt ist gut zu lesen. Doch der eigentliche Erzählkern findet im letzten Jahrhundert statt und ist für zeitgeschichtlich interessierte Leser ein absoluter Leckerbissen. Neben den politischen Ereignissen hat das Leben der Berliner Bevölkerung, die Geschehnisse an der Front des 1. Weltkriegs , aber auch die Liebe einen Platz in dieser Geschichte.

Man fragt sich nach dem Lesen dieses Buches, wie manche Familien ihre Erlebnisse verarbeiten konnten und inwiefern sie Einfluss auf spätere Generationen nahmen.

Fesselnd, anders kann man dieses Buch nicht beschreiben, das für mich einen besonderen Platz in meinem Bücherregal bekommt. Denn solche Bücher sind Leseperlen, die man leider viel zu selten findet.