Rezension

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Künstliches Drama

Niederbayerische Göttinnen - Ingrid Werner

Niederbayerische Göttinnen
von Ingrid Werner

Dies war mein erstes Buch der Autorin. Ich bekam es geschenkt, weil mein Kollege weiß, dass ich mich für Kelten interessiere und gerne Krimis lese. Es hätte also eigentlich ein Traumbuch für mich sein können. War es aber leider nicht.

Den Anfang fand ich nicht schlecht. Der Einstieg, dass Karin diese Tour geschenkt bekommen hat, war schön zu lesen. Kastner war mir von Anfang an unsympathisch, aber das war ja gewollt. Der Förster machte einen ganz sympathischen Eindruck, ebenso der Sepp. Der erste Auftritt von Göttin Loni war stimmig und gab einen recht guten ersten Eindruck. Was mich von Anfang an ein wenig gestört hat, sich im Laufe des Buches aber noch steigerte: Warum um alles in der Welt sollte sich Karins Hund so verhalten? Dass Hunde manche Menschen auf Anhieb sympathisch finden, kenne ich von meinem eigenen nur zu gut. Aber dass der Hund dauernd wegläuft und sich sträubt, wenn Karin ihn nach Hause holen will? Tut mir leid, aber das ist für mich an den Haaren herbei gezogen und hat mich mehr und mehr genervt. So und jetzt kommen sehr viele Spoiler.

Der Fall kam dann ins Rollen, der Fund der Leiche war noch gut und stimmig. Die Vorgängerbände habe ich nicht gelesen, ich weiß also nicht, wie Max sein Bein verloren hat oder warum Karin so ein schlechtes Verhältnis zur Polizei hat. Dass sie ein wenig selber ermittelt ist vollkommen in Ordnung, dass sie hineingezogen wird in den Fall ist ebenfalls klar. Hätte mich auch nicht gestört. Aber dass sie der Polizei Dinge verheimlicht? Einen flüchtigen Verdächtigen versteckt? Egal, ob er der Freund ihrer Tochter ist oder nicht - es ist falsch. Und ich erkenne auch keinen guten Grund. Ja, er wird verdächtigt. Aber nur, weil die Polizei jemanden verdächtigt, heißt das noch lange nicht, dass sie sofort sämtliche anderen Ermittlungen einstellt.

An vielen Stellen verhält sie sich absolut unlogisch. Sie verschweigt der Polizei alle möglichen Hinweise und auch Beweise. Warum will sie dem Mörder unbedingt alleine eine Falle stellen? Das ergibt für mich keinen Sinn. Und dann dieser schreckliche Plottwist, dass nicht der Kilian der Mörder ist (das hätte für mich Sinn ergeben, warum ist sie dabei nicht geblieben?), sondern die Göttinnen das alles verbrochen haben und der Förster und der Sepp da mitmachen (aus vollkommen fadenscheinigen Gründen; der Förster hat sich vorher einen Dreck um seine Tochter geschert, warum sollte sie ihn jetzt auf einmal interessieren?) - nein, das war mir zu viel. Es ging einzig und allein darum, Karin in die Hände der Mörder zu spielen. Das passiert in Krimis ja nicht selten, aber hier wirkte es auf mich sehr aufgesetzt.

Was mich aber ganz besonders genervt hat: Max ist angeblich so ein netter Kerl und will nicht, dass sie sich wegen seines amputierten Beins schlecht fühlt. Aber er hat schon seit Wochen eine Prothese und verschweigt es ihr? Was soll denn bitteschön der Blödsinn? Da lässt er sich im Rollstuhl herumschieben und von ihr ins Auto helfen, anstatt dass er mit seiner Prothese herumläuft.

Außerdem, aber da bin ich mir wegen der verworrenen Verwandtschaftsverhältnisse der Figuren in diesem Buch nicht ganz sicher, sind Brigitte und Kilian denn nicht Cousine und Cousin? Kilians Vater und Brigittes Mutter wurden beide vom alten Senior-Hotelchef aka dem Mordopfer gezeugt, sind also Halbgeschwister.  Und keiner redet darüber. Niemand findet es da erwähnenswert, dass die zwei vielleicht lieber keine Liebesbeziehung haben sollten? Gesetzlich weiß ich nicht, ob das als Cousine und Cousin ersten Grades zählt, aber mir persönlich wäre es definitiv zu nahe Verwandschaft/Familie, um da die Verlobung zu planen, Hochzeit, Kinder usw. Aber anscheinend hatte damit nur ich Probleme, weder Karin, noch Brigittes Mutter oder Kilians Vater.

Insgesamt war ich von diesem Krimi enttäuscht. Es hätte sehr spannend werden können, aber am Ende blieb bei mir nur ein: "Was war denn das bitteschön?"- übrig. Sehr schade.