Rezension

"Leben sollen sie, sie alle sollen leben."

Wie ein Stern in mondloser Nacht -

Wie ein Stern in mondloser Nacht
von Marie Sand

Bewertet mit 5 Sternen

Handlungsort ist Berlin. Es beginnt in der Vergangenheit 1947. Die junge Hanni lebt mit der Mutter und dem kranken Bruder in ärmlichen Verhältnissen in einer Hinterhofwohnung. der Vater lebte nicht mehr. Henni wart auf den Weg zu den von Rothenburgs, wo die Mutter sonst putzte. Doch diese war kränklich und Henni musste für sie einspringen. Dort im Haus begegnet sie dem Sohn Ed, der nach einem Disput mit dem Vater die Treppe hinunter eilt. Sie kommen ins Gespräch und so erfährt sie, dass er nach Cambridge will, studieren. Sie will auch mehr aus ihrem Leben machen. Er will heranwachsendes Leben retten, während sein Vater die "Zellklumpen" entfernt. Henni kennt das, denn sie sieht das arme Leben, wo ein Kind nach dem anderen geboren wird, stirbt ...

Berlin im Jahr 2000
Aufgewachsen in Dänemark, lebt und arbeitet Liv schon sehr lange in Berlin als Reporterin. Heute war sie zur Eröffnung der Babyklappe am Krankenhaus Waldfriede gekommen. Der etwas siebzigjähre Redner hielt eine beeindruckende Rede, wobei ihr durch den Kopf geht, sie würde ihn irgendwie kennen. Und daher wagt sie die Frage: "Kennen Sie Henni Bartholdy?"
Vor vielen Jahren hatte sie die stadtbekannte Hebamme Henni Bartholdy interviewt. Diese hatte in den 1950er Jahren so eine Art Babyklappe gebaut. Aus der Not heraus. Als Liv konkrete Fragen stellt, bricht die Hebamme das Interview ab und das war es dann. Liv selbst war ein Findelkind.
Die Geschichte zwischen Henni und Ed entwickelt sich. Doch als sie von ihm schwanger wird, regeln die Mütter den Abgang hinter ihrem Rücken. Ihr wird gesagt, dass Ed nach Cambridge gegangen sei.
Vergangenheit und Gegenwart greifen nahtlos ineinander.
Am beeindruckendsten sicherlich Hennis Leben, ihr Werdegang. Die damaligen Lebensumstände, da spürt man die pure Verzweiflung der Frauen. Doch Henni lässt sich nicht von ihrem Weg abbringen, geschweige denn verbiegen. Und sie trifft Ed wieder, der zwar verheiratet ist, doch eines Tages bei ihr einzieht. Während die Charaktere Henni sich als eine starke Frau darstellt, verblasst Liv gegen sie.
Was die beiden Frauen miteinander verbindet, kann man nur erahnen. Ich möchte hier nicht weiter spoilern.
Es ist eine Geschichte, die zeitweise sehr emotional herüber kommt. Das Thema Babyklappe bzw. Findelkinder, die Grauzone der Justitia, hochsensibel und dennoch darf man hier nicht die Augen verschließen. Meine absolute Leseempfehlung.