Rezension

Leichte Unterhaltung - nicht mehr und nicht weniger

Die Bücherfreundinnen - Jo Platt

Die Bücherfreundinnen
von Jo Platt

Bewertet mit 3.5 Sternen

Zum Inhalt

Eigentlich hat die 32-jährige Alice keinen Grund, sich über ihre Leben zu beklagen. Sie arbeitet in ihrem Traumjob als Innendesignerin, hat tolle Kollegen und vor allem wunderbare Freunde. In ihrem wöchentlichen Buchclub wird nicht nur über Literatur geredet, sondern vor allem viel getratscht und gelacht.

Leider sieht es dafür in Alices Liebesleben nicht so prickelnd aus, auch wenn sich ihre Freundinnen darin überschlagen, Blind Dates für sie zu arrangieren. Vor einem Jahr hat ihr (Ex-)Freund Eddie das Herz gebrochen, und seitdem lässt Alice keinen Mann mehr an sich heran. Abgesehen von Jo, dem einzigen männlichen Mitglied des Buchclubs.

Jo ist der Mann von Alices bester Freundin Lydia, die vor drei Jahren an Krebs starb. Seitdem verbindet Alice und Jo nicht nur der Verlust um Lydia, sondern auch eine sehr enge Freundschaft.

Meine Meinung

Über Jo Platts ersten Roman "Herz über Kopf" haben sich die Kritiker ja vor Begeisterung überschlagen. "Die Bücherfreundinnen" war allerdings mein erstes Buch dieser Autorin, und ich nehme es sowieso nicht allzu ernst, wenn Bücher bzw. Autoren so über den Klee gelobt werden. Dementsprechend hatte ich keine hochtrabenden Erwartungen an diesen Roman und konnte mich so ganz unvoreingenommen darauf einlassen.

In diesem Buch gibt es viele Figuren - zum Glück gab es eine Übersicht über die 6 Mitglieder des Buchclubs, denn es hat bei mir etwas gedauert, bis ich alle einordnen konnte. Einige der Buchclub-Mitglieder blieben eher Nebenfiguren. Was ok ist, denn bei so vielen Leuten wäre es einfach zuviel gewesen, wenn jeder eine eigene Storyline erhält.

Im Mittelpunkt steht ganz klar Alice, aus deren Sicht der Roman auch geschrieben ist. Sie war mir von Anfang an sympathisch. Alice ist so ein Mensch, den man sich gut als Freundin vorstellen kann. Wobei das nicht nur auf sie zutrifft...

Irgendwie tummeln sich in diesem Buch (fast) ausnahmslos die Sympathieträger.  Auf der einen Seite ist das ganz schön, diese tollen Freundschaften und Beziehungen zu sehen, auf der anderen Seite ist es nicht gerade realistisch, dass eine solch große Gruppe verschiedener Menschen immer total homogen und megaharmonisch agiert und sich Neuzugänge problem- und nahtlos einfügen.

Alle Personen in diesem Roman - abgesehen von ein paar Typen, die Alice übel mitspielen - sind einfach nur nett. Ganz furchtbar nett. Wer hätte zum Beispiel nicht gerne einen jungen Chef, mit dem man auch nach Feierabend noch gerne einen trinken geht und der einem regelmäßig Gehaltserhöhungen aufdrängt, obwohl man der Meinung ist, dass man bereits eh schon viel zu üppig für die Arbeit, die man liebt, bezahlt wird?

Und alle sind selbstverständlich attraktiv. Ganz furchtbar attraktiv. Es wird ja auch oft genug erwähnt, wie attraktiv immer alle sind. Vor allem die Single-Männer, mit denen Alice befreundet ist, aber auch alle Single-Frauen. Käme es zu einer Verfilmung, könnte man die Figuren sehr gut mit perfekt aussehenden Hollywoodschauspielern besetzen.

Erfolgreich sind sie natürlich auch alle, zumindest haben alle Figuren erfüllende Jobs, wenn sie nicht gerade liebevolle Mütter und Ehefrauen sind, die ihren erfolgreichen Männern den Rücken stärken. Wenn man gerade nicht seinen Traumjob aktiv ausübt oder im Buchclub Bücher bespricht bzw. Wein trinkt, trifft man sich zum Essen und trinkt dabei noch mehr Wein. Und gibt es doch mal eine Krise (z. B. eine Ehekrise), löst sich diese auch bald wieder in Wohlgefallen auf. Das echte Leben eben!

Nicht falsch verstehen: Aus mir spricht nur der pure Neid. Ich habe mich zwischen Alice und ihren Freunden richtig wohlgefühlt und mir selbst so eine tolle Clique gewünscht. Und einen Traumjob und ein perfektes Aussehen. Es sei ihnen ja auch gegönnt, weil sie alle so nett sind! Aber ein paar mehr Macken, Ecken und Kanten hätte ich ganz schön und vor allem realistischer gefunden.

Im Klappentext wird herausgestellt, dass Jon der Witwer von Alices an Krebs gestorbener Freundin Lydia ist. Dies wird natürlich auch gerade zu Anfang der Geschichte und unter anderem durch Rückblenden (Z. B. wie Alice und Lydia sich kennenlernen, wie Lydia Jon ihren Freundinnen vorstellt, wie Alice von der Krebsdiagnose erfährt.) thematisiert, ist dann aber letztendlich doch kaum relevant für die Entwicklung der Geschichte. Die Rückblenden hören auch irgendwann abrupt auf. Wäre Jon kein Witwer gewesen und aus anderen, rein platonischen Gründen mit Alice und dem Buchclub befreundet gewesen, hätte die Story so auch funktioniert. Es ist ja nicht so, dass es die Variante "Beste Freundin verliebt sich in besten Freund" nicht schonmal gegeben hätte...

Schon beim Lesen des Klappentextes ist klar, wie der Haupthandlungsstrang verlaufen wird. Man sollte also nicht erwarten, dass man hier mit furchtbar vielen Überraschungen und unvorhersehbaren Wendungen beglückt wird. Die Paar-Kombinationen, die sich bis zum Happy End so bilden, sind für den Leser schnell vorhersehbar. Nur Alice war immer etwas begriffsstutzig, aber man muss ihr hier zu gute halten, dass sie ja auch zahlreiche platonische Beziehungen zu attraktiven Single-Männern unterhält und deshalb vielleicht auch einfach nicht so schnell Hintergedanken hat, wenn Single-Mann und Single-Frau aufeinandertreffen. Eigentlich fand ich das ganz angenehm. Und im Gegensatz zu manch anderen, etwas hohlen Chick Lit-Protagonistinnen fiel der Groschen dann ja doch noch meist relativ zeitnah.

Nach all der Kritik nun das Positive: Dieses Buch unterhält. Die Charaktere sind sympathisch und man fühlt sich wohl mit ihnen. Es passiert was, es ist zwar nicht immer furchtbar spannend oder überraschend, aber es ist kurzweilig, amüsant und manchmal auch emotional.

"Die Bücherfreundinnen" ist eigentlich so wie Alice und ihre Clique: Wirklich nett. Ich bin regelrecht durch die Seiten geflogen. Nicht unbedingt, weil ich das Buch vor lauter Spannung nicht mehr aus der Hand nehmen konnte, sondern weil es locker-luftig geschrieben ist und sich gut zum Abschalten eignet. Das großzügige Layout tat sicherlich noch sein Übriges.

Alles in Allem ist "Die Bücherfreundinnen" kurzweilige Unterhaltung für verregnete Tage auf der Couch oder auch die perfekte Urlaubslektüre am Strand. Ein Wohlfühlroman mit nicht allzu hohen Ansprüchen an den Leser. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.