Rezension

Literatur muss auch weh tun können

So bin ich nicht - Anneliese Mackintosh

So bin ich nicht
von Anneliese Mackintosh

Man beginnt zu lesen und fängt an mit „Nachrichten an mein zukünftiges Ich“, es beginnt recht gemächlich, dann folgt ein Text mit der Überschrift „Was passiert, wenn jemand zweimal stirbt“ und man schluckt. So geht es weiter. Es wird heftiger, vor allem werden die Geschichten stark sexuell geprägt. Daher aus meiner Sicht auch definitiv nicht für Leser unter 16 Jahren geeignet!

Der Roman „So bin ich nicht – (Gretas Storys)“ ist, wie die Unterschrift schon sagt, eher eine Geschichtensammlung, zusammengehalten werden diese mit der Klammer Gretas Lebensgeschichte. Zwischen den Kapiteln wechselt der Schreibstil enorm und ist eher ein ENT-bindendes Element. Auch sind die Texte nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern es gibt viele Sprünge. Dies alles mag verwirrend erscheinen, aber von diesem Chaos lebt dieser Roman enorm!
Das Buch ist keine leichte Kost, aber es ist ein sehr guter Roman. Er macht nachdenklich auf eine melancholische Art und Weise. Was beginnt wie eine studentische coming-of-age Geschichte, in der sich eine junge Frau austobt und allen den Mittelfinger zeigt, wird schnell ein Porträt einer gebrochenen Frau, die versucht mit aller Kraft Halt im Leben zu finden.

Stilistisch trifft Anneliese Mackintosh genau den richtigen Ton. Hier ein paar gute Zitate, die auch die unterschiedlichen Arten der Storys deutlich macht: „Schließen Sie Freundschaft mit dem Tod. Sie werden sich am Ende gut vertragen.“ oder „Unter dem Lack deiner kuscheligen Mittelschichtsexistenz gammelt ein schlimmes Geheimnis.“ oder auch: „Jede Begegnung ist eine Gelegenheit, sich selbst neu zu erfinden.“

Das Buch selbst ist auch wunderbar gestaltet, mir persönlich gefällt der graue Einband sehr gut mit der roten „Innenklappe“ und dem orangenen Lesebändchen. Wunderbar. Auffällig ist auf den einzelnen Seiten nur, dass die Schriftart der Seitenzahl vom Text abweicht, was mich als peniblen „Buchbetrachter“ etwas stört.

Fazit: Eigentlich ein 5-Sterne Buch, da es ein gutes Buch ist. Bei mir gibt es Abzüge aus zweierlei Gründen: Zum einen die an manchen Stellen nicht so gelungenen Übersetzung und zum anderen durch die Vulgarität des Textes, was sonst nicht so meins ist.