Rezension

Mysteriös, skandalös und ein Hauch von Glamour

Original Meisterfälscher - Noah Charney

Original Meisterfälscher
von Noah Charney

Bewertet mit 5 Sternen

Mysteriös, skandalös und ein Hauch von Glamour

Die Welt möchte getäuscht werden, also sei sie getäuscht. Noah Charney's Buch spielt in der Szene der Kunstfälscher, einer Welt des Scheins und des Betrugs. Diese Welt hatte sich bereits seit der Renaissance immer stärker entwickelt und zeigt in diesem Sachbuch ihre abstrusen Züge. Kunstwerke müssen nicht war sein, sie müssen wahr scheinen. Nach dieser Expedition durch die Geschichte des Fälschens und durch die Beweggründe und Methoden der Fälscher ist es an der Zeit, den sozialen Kontext, in dem sie operieren, genauer unter die Lupe zu nehmen. Es scheint als wäre Kunstfälschung eine Straftat, die weder Opfer fordert noch jemanden schadet - oder wenigstens lediglich Wohlhabenden und gesichtslosen Institutionen. Eine Ansicht, die natürlich ein mediales Konstrukt ist, denn wir haben gesehen, wie wichtig es für die Wahrhaftigkeit der Zeitläufe ist, Fälscher in Schach zu halten und Fälschungen zu erkennen. Man führe sich nur einmal den Inhalt des vorliegenden Buches vor Augen. Alles wurde sorgfältig recherchiert, doch was, wenn einer der beschriebenen Fälscher reine Fiktion wäre? Wir tendieren dazu, das, was wir lesen, für bare Münze zu nehmen. In der Fälschung liegt zweifellos ebenso eine gewisse Kunstfertigkeit wie in cleveren Betrugs-und Täuschungsmanövern. Fälscher sind meistens erfolglose Künstler. Fazit:......Das Prinzip ist recht einfach, einem "echten" Monet, steht ein "falscher" gegenüber. Eine Übung für das "künstlerische" Auge, und wer weiß, wozu das Ganze einmal dienen soll... Also sei sie getäuscht. Geschickt verwebt der Autor die Betrugshandlung mit Exkursen zur Zeitgeschichte, detaillierten Schilderungen des Fälscherhandwerks und erhellenden Passagen über die Funktionsweisen des Kunstmarktes. Die Frage, die ihn dabei umtreibt und die er schlüssig beantwortet, lautet: Wie war es technisch und psychologisch möglich, dass ein mittelprächtiger Maler einige der bekanntesten Kunstkenner gleich mehrfach narren konnte. Bei vielen Fälschern, die in diesem Buch beschrieben werden, standen Rachegefühle hinter ihrer Hinwendung zum Fälschen, wobei diesem ersten Impuls weitere Beweggründe folgten. Teils Posse, teils der Ausdruck der Verachtung des Establishments, teils ein Test der eigenen Fähigkeiten, ist Rache für diese Fälscher ein Gericht, das man am besten bei Auktionen serviert. Mysteriös, skandalös und ein Hauch von Glamour: Die Geschichte der Kunstfälschung ist vollgepackt mit realen Krimis. Man erkennt daß Spannung und Humor sich in diesem Sachbuch die Hand geben. Es enthält so viele Informationen über Kunstraub und Kunstfälschung, es sollte (scherzhaft gemeint) verboten werden. Eine rasante Geschichte sowie eine Hommage an die Kunst.