Rezension

mysteriöse Geschichte mit wunderbarem Schreibstil

Wir fallen nicht - Seita Vuorela

Wir fallen nicht
von Seita Vuorela

Bewertet mit 4 Sternen

Zwei Jungen schilderten die Welt auf ihre eigene Weise. Der eine laufend. Der andere erzählend. So waren sie.
Es waren einmal zwei Jungen. Spürsinn und Ahnung.
Der Läufer und der Geschichtenerzähler.

S. 147

 

Charaktere:
 Mitja ist 14 Jahre alt. Er ist ein Streuner und entdeckt gerne mit seinem besten Freund leerstehende Gebäude. Außerdem ist er ein leidenschaftlicher Läufer und malt gerne Graffitis.
 Wladimir ist Mitjas älterer Bruder. Der 15-Jährige ist das genaue Gegenteil von Mitja und sehr in sich gekehrt. Am liebsten verzieht er sich vor dem Fernseher und schaut alte Filme an.
 Noel ist Mitjas bester Freund mit dem er die Streifzüge durch leerstehende Gebäude unternommen hat. Dabei ist er vom Dach des Silos gefallen und gestorben.
 Wracks sind einige Jungen, die zusammen am Strand leben und darauf warten, dass Schiffe am Riff auflaufen, um das danach angeschwemmte Treibgut zu sammeln.
 Das Mädchen lebt auch in der Nähe des Campingplatzes und ist anfangs ziemlich mysteriös. Sie hat einen Plan, doch der bleibt bis zum Ende des Buches offen. Das Misstrauen der Wracks ihr gegenüber trägt ebenfalls dazu bei sich zu fragen, wer sie ist.

 

Meine Meinung:
 Das Geschehen spielt sich im gesamten Buch auf dem Campingplatz, dem angrenzenden Wald auf den Klippen und dem Lager der Wracks ab. Hauptsächlich erzählt Mitja, wie er mit seiner Familie auf dem Campingplatz ankommt und was sein Bruder Wladimir, seine Mutter und er den ganzen Tag dort machen. Nach einiger Zeit freundet er sich mit den Wracks an und schildert, wie sie gemeinsam ihre Zeit verbringen.
 Das Geschehen im Buch wird überwiegend von Mitja mittels der Ich-Perspektive erzählt. Neben den normalen Kapiteln gibt es ab und zu kurze, die von zwei anderen Personen geschildert wurden und dementsprechend die Schrift anders gestaltet ist. Zum einen erinnert sich Wladimir, wie er Mitja und Noel auf dem Silo gefolgt ist (Kapitelüberschrift „Silo #“). Mit zunehmender Seitenzahl, die man gelesen hat, dringt Wladimir immer weiter auf dem verlassenen Grundstück vor, bis er kurz hinter Mitja und seinem besten Freund das Dach betritt. Außerdem werden noch Kapitel aus der Sicht des Mädchens geschildert. Diese Kapitel sind immer sehr mystisch, oft mit Gedanken statt Handlungen gefüllt.
 Der Schreibstil von Seita Vourela ist sehr besonders. Ihre Beschreibungen sind stets sehr bildlich und sie nutzt viele sprachliche Mittel, wie z. B. Personifizierungen. Das Buch bewirkt beim Leser ein behagliches Gefühl, auch wenn das Geschehen manchmal etwas unsanft und traurig ist. Man wird richtig in das Buch hineingezogen und Seita Vourelas Sprache nimmt den Leser gefangen.
 Anfangs wusste ich nicht, auf was die Geschichte hinaus will und war von Mitjas Erzählung etwas verwirrt. Aber nach und nach wurde das Geschehen richtig spannend und ich wollte unbedingt wissen, was der Protagonist auf dem Campingplatz besonderes erlebt. Die drei unterschiedlichen Handlungsstränge waren nie verwirrend. Bis zum Schluss war mir nie ganz klar, was die Begebenheiten auf dem Silodach mit dem Geschehen auf dem Campingplatz zu tun hat. Das Ende ist enorm überraschend und wahnsinnig gut ausgetüftelt. Ich hätte dies nicht erwartet, war jedoch nicht sonderlich überrascht, da ich das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und die anderen Buchbegeisterten eine wichtige Komponente des Endes im Voraus geahnt haben. Nichtsdestotrotz beinhaltet das Ende einen Wow-Effekt.

 

Fazit:
„Wir fallen nicht“ ist ein Buch, das am Anfang noch nicht sein Potenzial offenbart. Seite für Seite wird man durch den besonderen Schreibstil von Seita Vourela immer mehr in die Geschichte hineingezogen. Da diese immer spannender wird und die Charaktere gut und außergewöhnlich dargestellt werden, kann man das Buch kaum weglegen und nur noch auf das überraschende Ende warten.