Rezension

Nachdenklich

Das Mädchen im Strom - Sabine Bode

Das Mädchen im Strom
von Sabine Bode

Bewertet mit 4 Sternen

Sehr NACHDENKLICH stimmt einen der im März 2017 veröffentlichte erste Roman "Das Mädchen im Strom" der sonst auf thematisch ähnliche Sachbücher spezialisierten Autorin Sabine Bode. Anschaulich beschreibt Bode das Schicksal der Jüdin Gudrun Samuel, aus wohlhabendem Mainzer Elternhaus, in der Zeit des aufkommenden Nazi-Regimes, in Gestapo-Haft, auf der Flucht nach Shanghai, im exotischen Lagerdasein, in Londoner Nachkriegsfreiheit und zuletzt wieder in Mainz. Eigentlich geht es im Roman letztlich um die unterschiedliche seelische Aufarbeitung mehrerer Personen, doch manchmal erschienen mir die Schilderungen eher oberflächlich. Aber vielleicht entspricht genau dies dem äußerlich ziemlich robusten und nüchtern erscheinenden Charakter der Hauptfigur, der es gelingt, sich immer wieder zu fangen, nicht zu verzweifeln, nicht aufzugeben, sondern in jeder noch so aussichtlosen Situation anzupacken und das Bestmögliche aus jeder Situation zu machen. Es ist ihr Wille zu überleben. Gefühle werden selten gezeigt bzw. beschrieben, meistens nur in ihrer Briefkorrespondenz mit Freundin Margot in den USA. Im Vergleich beider zeigt sich auch die gegensätzliche Art, mit der eigenen Vergangenheit umzugehen - ein Thema, mit dem sich die Autorin in ihren Sachbüchern beschäftigt: Gudrun stellt sich im Nachkriegsdeutschland ihrer Vergangenheit und ihren Widersachern, Margot in den USA hat scheint(!) ihr früheres Leben abgeschlossen zu haben. Tatsächlich oberflächlich erscheint mir der Roman allerdings in wenigen Passagen, in denen ich das Gefühl hatte, hier würden nur Fakten aufgelistet, abgehakt, um von A nach B zu kommen, aber nicht näher hinterfragt. Solche Seiten hätte der Lektor auch streichen können (z.B. die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn). Alles in allem aber ist dieses Buch EMPFEHLENSWERT.