Rezension

Nachdenklicher und erwachsener, als die ersten Bände

Shine Bright - New England School of Ballet -

Shine Bright - New England School of Ballet
von Anna Savas

Bewertet mit 3.5 Sternen

Anna Savas Reihe an der New England School of Ballet ist inzwischen zu einem „autobuy“ geworden, ich kaufe die Bände also immer sofort nach der Neuerscheinung – teils auch ohne den Klappentext zu lesen. Ich habe mich schon seit dem ersten Teil auf Lia gefreut, wollte wissen, was hinter ihrer „perfekten“ Fassade steckt. Doch konnte mich „Shine Bright“ wirklich überzeugen?

Lia lässt niemanden so wirklich an sich heran, für sie zählt nur Perfektion. In ihrer Art – immer freundlich und gelassen, in ihrem Zimmer – immer ordentlich und vor allem im Ballett – immer am Trainieren und Verbessern. Nur in einer Nacht vor drei Monaten hat sie sich erlaubt diese Maske, diese Anstrengungen fallen zu lassen und einfach sie selbst zu sein: Bei dem kurzen, aber intensiven und sehr ehrlichen Aufeinandertreffen mit Phoenix. Sie dachten, sie sehen sich nie wieder – doch jetzt steht er plötzlich wieder vor ihr, als ihr neuer Lehrer. Und nicht nur das könnte ihren Gefühlen im Weg stehen.

Ich denke, dass Anna Savas die Messlatte mit „Hold me“ sehr hoch gesetzt hat. Dieser erste Band war für mich die perfekte Mischung zwischen einen süßen, aber prickelnden Liebesgeschichte; ernsten und furchtbaren, aber sensibel aufgearbeiteten Themen; Freundschaft und das alles in einem wunderschönen, verträumten, aber hartem Setting der Ballet Branche. Ich konnte es nicht aus der Hand legen, habe es wirklich geliebt. Die Autorin sagt, dass es in „Shine Bright“ mehr darum geht auch die harten, schrecklichen und angenehmen Seiten des Tanzens zu zeigen, weniger zu romantisieren. Und so fühlt sich das Buch auch an. Irgendwie erwachsener, ernsthafter und auch ein bisschen schwerer. Über allem hängt ein leicht melancholisches Gefühl, viele Szenen sind leicht bis wirklich traurig.

Vielleicht ging mir das alles auch besonders nahe, weil ich mich in Lia und ihren Thematiken wiedergefunden habe. Das Bedürfnis perfekt zu sein, damit andere einen mögen, der Wunsch die Beste zu sein, damit man genug ist und die Eltern stolz sind, der Perfektionismus, der sich auf alle Lebensbereiche erstreckt. Somit konnte ich mich mit ihr als Protagonistin gut identifizieren, aber es hat das Lesen auch oft etwas schmerzhaft gemacht, denn in ihrem Leben sind so viele Baustellen. Wer den ersten Band kennt, weiß etwas über ihre Familie und auch ihr Verhältnis mit ihrem Bruder Jase und es war bittersüß das jetzt ein bisschen eskalieren und auch sich weiterentwickeln zu sehen.

Phoenix ist wirklich ein sehr lieber, aufmerksamer und sympathischer Protagonist, eine walking green flag praktisch. Er hat sehr viel Verständnis für Lia und schafft es in vielen Situationen auch genau das Richtige zu sagen um sie wahlweise aus sich herauszulocken oder sie zu erden. Die Beiden waren zusammen wirklich zuckersüß, ich mochte wie gut sie kommuniziert haben und habe doch am Anfang einen kleinen Moment gebraucht um mehr als eine sexuelle Verbindung bei ihnen zu sehen. Am Ende habe ich sie jedoch sehr in mein Herz geschlossen.

Durch den angenehmen Schreibstil ist man nur so durch die Seiten geflogen und vielleicht lag es auch daran, dass sich am Ende alles etwas sehr schnell angefühlt hat, aber ich hatte das Gefühl, dass manches zu schnell sich gelöst hat, zu schnell wieder besser geworden ist. So hatte ich am Ende etwas Probleme den Funken noch zu spüren, das kleine Etwas hat für mich gefehlt. Versteht mich nicht falsch, das Buch war sehr gutgeschrieben, die Themen nachdenklich und sensibel aufgearbeitet, die Charaktere sympathisch und nahbar, aber trotzdem hat das Gefühl ein kleines bisschen gefehlt.

FAZIT:

„Shine Bright“ hat mich durch die vielen ernsten, schweren Themen sehr nachdenklich und melancholisch gestimmt. Es ist eine wunderschöne Geschichte, die sich erwachsener und schmerzhafter anfühlt, als die Vorgängerbände.

3,75 von 5 Sternen