Nicht nur spannend für Literaturwissenschaftler
Bewertet mit 4.5 Sternen
Wer ist Straka, der Autor des Theseus? Und ist Theseus vielleicht sogar seine Autobiographie? Dies ist die zentrale Frage des Buches, der Jen und Eric in bunten Randnotizen nachgehen.
Was für eine Leseerlebnis! Nachdem ich endlich herausgefunden hatte welches die beste Lesehaltung ist, damit sämtliche Notizen nicht unzuordenbar aus den Seiten fallen hat mich das Buch so sehr in seinen Bann gezogen wie schon lange keines mehr. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man einerseits versucht der eigentlichen Storyline des Buches zu folgen, während man gleichzeitig die Beziehung von Jen und Eric verfolgt und immer mehr in die Verwirrungen um Straka verwickelt wird.
Früher habe ich meine Bücher auch sehr puristisch gehalten und Leute verpönt, die in ihre Bücher schreiben, aber über die Jahre habe ich es zu schätzen gelernt auch immer wieder zu meinen eigenen Notizen und Gedanken zurückzukehren. Habt ihr nicht auch schon mal in Bibliotheksbüchern Kommentare gefunden bei denen ihr dachtet: Das habe ich genauso empfunden! Oder: Darauf würde ich gern antworten! Diese Wünsche gehen hier in Erfüllung! Der Leser folgt den Gedanken von Jen und Eric, verschiedene Zeitebenen werden anhand von unterschiedlichen Tintenfarben suggeriert. Zwischendurch findet man immer wieder Postkarten und Briefe in denen sie dem anderen ihre Rechercheergebnisse mitteilen oder ihr/ihm ganz persönlich Geschichten anvertrauen.
Ihr Gegenspieler ist Prof. Moody, der mit seiner Assistentin ebenfalls auf den Spuren Strakas wandelt und kurz vor einer Veröffentlichung steht. Umso weiter das Buch voranschreitet, umso mehr seltsame Vorfälle ereignen sich. Das Symbol „S“ taucht an verschiedenen Stellen auf und sowohl Jen als auch Eric schwören sie wären es nicht gewesen. Jen fühlt sich beobachtet und ein Garage brennt.
Was steckt wirklich hinter „S“? Wer ist Straka? Worum geht es im Theseus? Und wie ist Strakas Beziehung zu Filomela? Mit jeder Seite wird man mehr in die Geschichte gezogen und versucht die Worte zu deuten, bevor man die Kommentare der beiden liest, versucht in den Fußnoten Hinweise zu finden, die sie übersehen haben könnten. Ein wunderbares Buch! Mit 45€ sicher kein Schnäppchen, aber die liebevolle Gestaltung und die vielen kleinen Details sind es wert.
Was ich vom Ende halte: https://jenseitsderrealiteat.wordpress.com/2015/11/24/s-das-schiff-des-t...
Dennoch würde ich das Buch gerade für bibliophile Thrillerfans und Literaturwissenschaftler empfehlen. Man spürt die Macht der Worte auf jeder Seite!