Rezension

Nicht so meins....

Noble Gesellschaft - Joan Weng

Noble Gesellschaft
von Joan Weng

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ein Kriminalfall aus Berlins goldenen Zwanziger Jahren. Ein gefeierter Stummfilmstar als Ermittler, das klingt sehr reizvoll. Carl von Bäumer, in der Welt der Reichen und Schönen zuhause, bekämpft seine Langeweile mit Koks und detektivischen Ausflügen. Als er bei einer entsetzlich langweiligen Wohltätigkeitsveranstaltung ein Bekannter vom einem verschwunden Dienstmädchen erzählt und der Bekannte am nächsten Tag tot ist, ist seine Neugierde geweckt. An einen Unfall beim Reinigen der Waffe, wie die Polizei nur allzu schnell konstatiert, glaubt er nicht.
Da auch sein Lebensgefährte, der Kommissar Genzer, Carls Einwände nicht allzu ernst nimmt, stachelt ihn nur das nur noch mehr an, auf eigene Faust zu ermitteln.

Die „Goldenen Zwanziger“ in Berlin waren eine turbulente Zeit. Die Gesellschaft tanzt auf einem Vulkan, die Folgen des 1. Weltkriegs sind überall zu spüren. Besonders in der Schicht der Arbeiter, die kaum um die Runden kommen, dagegen gestellt ist die Luxuswelt der feinen Gesellschaft und der nicht ganz so feinen Neureichen. Auch beim Adel hat der Krieg Spuren hinterlassen, nicht jedes Vermögen hat den Krieg überstanden. Es ist die Zeit der sexuellen Freiheit, die Bars sind freizügig, Schwule und Lesben haben ihre Treffs und werden trotz der bestehenden Paragraphen toleriert. Aus den ursprünglich sozial gedachten Ringvereinen sind längst organisierte Banden geworden, die die Prostitution und Kriminalität unter sich aufteilen.

Der Kriminalfall geht in dieser Geschichte fast unter, die Vielzahl von Personen, die untereinander alle bekannt sind, auch alle durch ein Jahre zurückliegendes Verbrechen verbunden sind, hat mich oft zum Personenregister blicken lassen, ohne diese Hilfe hätte ich mich wohl in den vielen Handlungssträngen verloren. Manches fand ich für einen Krimi bedeutungslos und für einen Gesellschaftsroman zu wenig substantiell. Pauls Bruder Willi durchzieht das Buch mit seinen außerehelichen Eskapaden, dem wird viel Raum gegeben ohne dass es zur Geschichte beiträgt. Mir erschien vieles einfach zu oberflächlich und nebensächlich. Als Krimi fehlte mir ein echter Spannungsbogen. Carl von Bäumer stolpert immer zufällig über irgendeinen Hinweis und dass er sofort entsprechende Schlüsse zieht, ohne den Hintergrund zu kennen, erschien mir auch unlogisch.

Wie gut, dass es zum Schluss noch zu einer Aufklärung  a la Poirot kam, als Carl seine Ergebnisse zusammenfasste und sie dem staunenden Paul präsentierte.