Rezension

reale und erschütternde Geschichte

Sag nicht, dass du Angst hast - Giuseppe Catozzella

Sag nicht, dass du Angst hast
von Giuseppe Catozzella

"Sag nicht, dass du Angst hast, kleine Samia" Aabe, S. 133

Bücher, die reale Geschichten erzählen, rezensiere ich in der Regel nicht, da ich angesichts der Schicksalsschläge nicht einfach behaupten kann, dass der Inhalt und die Charaktere schlecht seien. Deshalb habe ich auch keine Sterne vergeben. Da ich „Sag nicht, dass du Angst hast“ aber im Rahmen einer Leserunde erhalten habe, kommt hier meine Meinung:

Charaktere:
Samia Yusuf Omar ist eine leidenschaftliche Läuferin. Ihr großer Traum ist es, bei den olympischen Spielen ihr Heimatland Somalia zu vertreten.
Hodan ist Samias älteste und liebste Schwester zugleich. Sie erzählen sich jeden Tag ihre Gefühle, bevor sie nebeneinander einschlafen. Neben ihr hat sie noch 2 andere Schwestern und 3 Brüder.
Alì ist Samias gleichaltriger, bester Freund. Schon bevor ihre beiden Familien unterschiedlichen Clans angehörten, die sich bekriegen, waren deren Väter befreundet. Deshalb wohnen sie im gleichen Haus  und teilen sich dessen Hof.

Meine Meinung:
In „Sag nicht, dass du Angst hast“ wird das Leben von Samia beschrieben. Zuerst lernt der Leser die 8-Jährige kennen, die mit ihrem besten Freund Alì spielt. Samia schildert ihre Wohnsituation, die finanzielle Situation ihrer Familie und alles, was das Leben in Mogadischu ausmacht. Mit jeder Seite wird Samia älter und immer ehrgeiziger in ihrem Wunsch eine schnelle Läuferin zu werden. Aber auch der Krieg und die damit verbundenen Probleme in ihrem Land nehmen zu. Nach und nach wird dem Leser gezeigt, wie schwer das Leben in Somalia, und vor allem Samias, ist.
Das Geschehen ist aus der Ich-Perspektive geschrieben und der Leser erfährt die Welt durch Samias Augen. Durch Gespräche mit ihrer Schwester kann Giuseppe Catozzella die Empfindungen und Gedanken  von Samia sehr gut vermitteln. Der Autor kann die kindlichen, unbeschwerten Charakterzüge am Anfang des Buches, sowie die reiferen, die die Protagonistin später trägt, sehr gut darstellen. Samias Liebe zu ihren Eltern und Geschwistern, ihre Angst vor der Miliz und ihr unbeugsamer Wille, die beste Läuferin zu werden, konnte ich immer hautnah nachvollziehen, als säße sie neben mir und würde ihre Geschichte erzählen.
In dem Buch wurden auch somalische Begriffe eingebracht. Statt Mutter, Vater, Bruder und Schwester, wird hier die somalische Sprache genutzt, zB aabe für Vater.
Eigentlich würde ich die Charaktere dieser Geschichte nicht beurteilen, jedoch ist Samia eine so starke Persönlichkeit, dass ich es doch tun muss. Samias Wille eine der schnellsten Läuferinnen der Welt zu sein, wird nie durch den Krieg in ihrem Land oder anderen Umständen gebrochen. Anstatt von der Angst vor dem Krieg gelähmt zu sein, lässt sie sich davon nicht einschüchtern und akzeptiert es als Teil ihres Lebens. Egal welche Steine ihr in den Weg gelegt werden, sie steht immer wieder auf und rennt weiter. Sie wollte bei den olympischen Spielen nicht einfach siegen, sondern so viel mehr damit erreichen: Sie wollte ihr Land, in dem Bürgerkrieg herrscht und ihr so vieles genommen hat, bei den olympischen Spielen vertreten. Sie wollte auch die islamischen Frauen aus den „Zwängen“ der Burka befreien.
Das Ende des Buches fand ich nicht so gut, weil man es realistischer hätte darstellen können. Da der Leser schon weiß, dass Samia während der Flucht nach Europa stirbt, ist für eine solch traurige Geschichte kein gezwungenes Happy End nötig. Bücher dürfen auch traurig enden! – vor allem reale Begebenheiten.

Fazit:
„Sag nicht, dass du Angst hast“ erzählt die reale und erschütternde Geschichte von Samias Leben. Die unbeugsame Athletin hatte den eisernen Willen ihr Land zu vertreten, doch der Krieg in Somalia „schlug ihr immer wieder ins Gesicht“. Samia ist eine bewundernswerte junge Frau, die sich von Unebenheiten und Steinen in ihrem Weg nicht beirren lassen hat.
Dieses Buch sollte gelesen werden!!
 

Kommentare

Naibenak kommentierte am 09. Oktober 2014 um 08:44

Hallo Tine! Habe eben Deine Rezi gelesen und verstehe nicht, warum Du das Ende als "gezwungenes Happy End" bezeichnest. Samia ertrinkt. Gleichzeitig sieht sie sich im Traum leben und glücklich in Europa- aber dies ist eben nur ein Traumbild. Ich finde dieses Ende sehr sehr gut und berührend. Und vor allem traurig.

Tine kommentierte am 19. Januar 2015 um 11:13

Das ist ein Traum? o.O Habs so verstanden, dass der Autor sie im Buch nicht ertrinken lässt, was mich total verwundert hat.... das muss ich nochmal nachlesen...