Rezension

Realistische Milieustudie

Hool
von Philipp Winkler

Bewertet mit 5 Sternen

Philipp Winklers Debüt "Hool", das für den Deutschen Buchpreis 2016 nominiert ist, ist eine realistisch geschriebene Milieustudie über die deutsche Hooliganszene.

In einfachem, sehr puristischem bis gewöhnlichem Szenesprech erzählt er die Geschichte des Hannoveraners Heiko und dessen zweiter Familie, der Hooliganbande "Hool". Der Vater ist Trinker, zur Mutter hat er keinen Kontakt und durch das Abitur ist er auch schon zweimal gefallen. Heikos richtige Familie sind seine Freunde Kai, Tomek, Ulf, Jojo, Axel & Co. Nebenbei verdient er sich im Gym seines Onkels, der auch als Drogenumschlageplatz dient, ein paar Euros hinzu. Gewalt, Alkohol und Drogen bestimmen Heikos Alltag. Um ihn herum gibt es nur menschliche Abgründe und Extreme. Besonders die Schilderungen der Gewaltszenen, wenn verschiedene Hooliganbanden aufeinander treffen, um sich zu verprügeln, sind Winkler verblüffend echt und damit hart und blutig gelungen. Temporeich führt er durch die Geschichte, die, mit Ausnahme der Männerfreundschaft und Hannover 96, eine Aneinanderreihung von Enttäuschungen ist. Wer bisher noch wenig bis nichts über die Hooliganszene wusste, wird hier eingehend informiert werden. Winkler hat keine bloße theoretisch-mahnende Abhandlung verfasst, sondern eine lebendig-echte, die mit Worten auch einmal verletzen kann, aber dafür umso mehr nah am Geschehen und den Hooligans an sich ist.

FAZIT
Eine authentische Milieustudie, die nichts für schwache Gemüter ist, aber interessante Szeneeinblicke liefert. In dieser Form habe ich so einen Roman bisher noch nicht gelesen und finde die Buchpreis-Nominierung daher sehr mutig und weitblickend.