Rezension

Ruhiger Thriller, das Ende ein wenig überkonstruiert

Kalte Asche - Simon Beckett

Kalte Asche
von Simon Beckett

Bewertet mit 4 Sternen

Was zuviel ist, ist zuviel!

Wer einmal auf den Äußeren Hebriden war, jenen kahlen, vom Sturm der Irischen See umtosten Inseln westlich von Schottland, auf denen es eigentlich immer regnet, der weiß, in welch unwirtliche Gegend und Simon Beckett mitnimmt. 

Ein Rechtsmediziner von Festland, der eigentlich des Trubel der Londoner Metropolregion gewohnt ist und momentan in Urlaubsstimmung ist, verschlägt es überraschend auf ein Eiland, in dem die Menschen abweisend sind bis an die Grenze zum Wahnsinn. Und bei jenen wohlhabenden Großstadtmenschen, die sich auf einer Anhöhe palastartig eingerichtet haben und die verarmten Inselbewohner mit karitativ beglücken, ist beileibe auch nicht alles im Lot.

Spät erst erkennt der Held unserer Geschichte, dem wegen aufkommendem Sturm jeglicher Kontakt zur Polizei auf dem Festland versagt ist, wer hier wirklich sein Freund oder sein Feind ist. Empfohlen wird, diesen Roman entweder bei brütender Sommer auf Mallorca oder winters in der Stube dreifach eingewickelt in dicke Decken mit einem steifem Grog zur Hand  zu verköstigen. Ansonsten fröstelt es einem Seite um Seite.

Nun ja, kommen wir zum Ende. Da habe ich den Eindruck, der gute Simon Beckett traut seinem Schreibhandwerk nicht mehr und setzt immer noch eine Plotwendung oben drauf. Beim Pharisäer, einen Kaffee mit Rum, den die Ostfriesen an der Küste trinken, ist dicke Schlagsahne obendrauf Plicht. Ansonsten würde der Dorfpfaffe, dieser Pharisäer, dieser Schriftgelehrte, der nach dern sonntäglichen Predigt die armen Sünder in den Gasthof begleitet, womöglich riechen, dass dem Heißgetränk der böse Alkohol zugemixt wurde. Aber einmal Schlagsahne reicht. 

Und so, wie beim Pharisäer der Ostfriesen nicht doppelt und dreifach oben draufgekleckert wird, so sollte bei einem Thriller auch irgendwann ein echter Schluss kommen. Daran hat sich Simon Beckett jedoch nicht gehalten: Er kleckert und kleckert und kleckert immer noch eine Überraschung an Ende. Schließlich ist er Leser froh, dass endlich der Mörder entlarvt wurde ... aber halt, ist es nicht doch eine Mörderin oder irgendjemand sonst? 

Was zuviel ist, ist zuviel!