Rezension

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Solider, aber nicht herausragender Titel

Das verbotene Eden 1 - Thomas Thiemeyer

Das verbotene Eden 1
von Thomas Thiemeyer

Dieses Buch fiel mir schon mehrmals ins Auge, vor allem wegen dem schönen Cover: Ein junger Mann, der die Hände zum Gebet gefaltet hat und gefesselt ist, sowie eine junge Frau, die einen recht kriegerischen Eindruck macht, vor einem grünen Hintergrund. All dies macht einen sehr harmonischen Eindruck und gibt das Aussehen der beiden Protagonisten gut wieder.

Ein Virus hat zu unüberwindbarer Feindschaft zwischen den Geschlechtern geführt. Nun leben die Geschlechter isoliert voneinander; die Frauen haben sich in die Natur zurückgezogen, während die Männer in der Stadt hausen. Nur lediglich von Verträgen wird der Fortbestand der Menschen gesichert - Verträge, die sehr unstabil sind.
Seitens der Männer, die vom rachgierigen Inquisitor geführt werden, kommt es immer häufiger zu Raubüberfällen, was sich die Frauen keineswegs bieten lassen können: Sie schicken, Juna, die Tochter der Hohepriesterin aus, um Gefangene zu machen. Tatsächlich gelingt es, und zwei Männer werden gefangen. Einer von ihnen ist der junge Mönch David, der nur durch Zufall aus seinem Kloster in den Dienst der Heiligen Lanze gelangt ist. An seiner Seite: Eine Ausgabe von "Romeo und Julia".
Juna ist verwirrt von diesem sanften jungen Mann und auch David geht es nicht anders. Eine verbotene Liebesgeschichte entspannt sich...

Der Roman beginnt mit einem Brief eines Wissenschaftlers, der vor einem Virus warnt: Kurz darauf findet man sich Jahrzehnte später in der Welt wieder, eine Welt, in der sich vieles gewandelt hat: Verfallene Städte, und vor allem die Beziehung zwischen den Geschlechtern, denn diese ist nicht mehr vorhanden. Um das Überleben zu gewährleisten, gibt es einen Vertrag: Die Frauen versorgen die Männer und bieten sich diesem nach freien Willen dar. Warum ausgerechnet die Frauen für die Versorgung zuständig sind, erschloss sich mir nicht, ebenso wenig der Rückzug in die Natur. Während der Erzählung aus Junas Sicht, erschien es mir manchmal einen Mittelalterroman zu lesen, doch die Sicht Davids erschien schon eher wie eine Dystopie.
Die beiden Protagonisten waren beide sehr sympathisch, gerade David, der eher friedlich vor sich hinlebt, ohne den Wunsch nach Gewalt zu verspüren. Das Geheimnis um seine Herkunft begleitet ihn und den Leser, auch wenn ich recht früh eine Idee hatte.
Juna, ist ein selbstbewusster und unabhängiger Typ von Frau, doch ist sie wesentlich voreingenommener als David. Auch sie hat mit ihrer Herkunft zu kämpfen, gerade zum Ende hin, denn eine sehr überraschende Wendung bringt ihr Weltbild ins Wanken.
Die Liebesgeschichte der beiden entspinnt sich erst in der Mitte des Buches, und so manches Mal waren die Entwicklungen etwas sehr schnell, doch insgesamt überzeugend. Ob diese Liebe hält bzw. in unserer Gegenwart halten würde, ist eine andere Frage.
Neben den beiden gibt es noch andere Figuren, die nur in den seltensten Fällen eindimensional erscheinen: Amon, der aggressive und voreingenommene "beste" Freund Davids, der Inquisitor, Junas Mutter, die sich entgegen vieler Stimmen für eine friedliche Lösung einsetzt.
Die gesamte Story ist interessant, mir gefielen jedoch die Beziehungen und Rollen der Nebencharaktere, die die Geschichte überzeugend gestalten.
Nach einigen Längen nimmt das Buch gerade zum Ende hin an Fahrt auf, wobei das Ende einen Cliffhanger hat, der das ansonsten sehr schöne Ende etwas ruiniert. Ich hoffe, das David und Junas Geschichte in den Folgebänden auch weitererzählt wird.
Noch kurz was zur Sprache: Die Sprache war angenehm zu lesen und die Gegend stand mir gut vor Augen. Gerade der Rückzugsort der Frauen ließ mich von der Natur träumen.
Insgesamt ein gutes Buch, mit einigen Logiklücken, das ansonsten überzeugt, gerade mit seine Figuren und deren Beziehungsgeflecht.
Nach langem Überlegen (ich schwanke zwischen 3,5 und 4) 4 von 5 Lesezeichen, da mir insbesondere das Cover gefällt.