Rezension

Viele gute Ansätze machen leider noch kein perfektes Buch.

Das verbotene Eden 1 - Thomas Thiemeyer

Das verbotene Eden 1
von Thomas Thiemeyer

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt:

65 Jahre ist es her, dass ein manipulierter Grippeimpfstoff die Zuneigung zwischen Männern und Frauen in tödliche Abneigung umschlagen ließ und das gesamte System zusammen gebrochen ist.

Kriege entfachten und zerstörten auf ihrem Weg das Leben wie es einmal war.

Die Männer verschanzten sich in den heruntergekommenen Städten und bedienen sich der Ressourcen, die die Vergangenheit noch bietet.

 

Die Frauen hingegen zogen sich in die Wälder zurück und begannen ihr Leben in Einheit mit der Natur zu verbringen. Als Jäger und Sammler sichern sie sich gekonnt ihr Überleben.

 

Doch die Menschheit war dem Untergang geweiht, denn ohne Fortpflanzung gab es keine Nachkommen.

Aus diesem Grund wurde ein Pakt der Vernunft geschlossen, der die Zukunft sichern sollte.

Eine Absprache die viele Jahre funktionierte bis die Männer begannen Regeln und Gesetze zu übertreten.

Die Dörfer der Frauen werden immer öfters überfallen, ihre friedfertigen Bewohnerinnen missbraucht und die Vorräte geplündert.

In dieser Zeit lebt die junge Kriegerin Juna. Eine Zeit in der ein erneuter Krieg kurz bevor steht und sie die Frauen aus der Unterdrückung befreien will.

Eines Tages kreuzt sich ihr Weg mit dem des jungen Mönchs David und es geschieht etwas, dass nicht nur verboten, sondern eigentlich unmöglich ist:

Sie verlieben sich ineinander...

 

ZITAT:

"Das war also das Ende ihrer Reise. Keine Hoffnung, kein Erbarmen. Die Menschheit würde untergehen und mit ihr die Erinnerung an das, was einst gewesen war. " S.426

Meinung:

Dieses Buch hatte ich schon vor vielen Jahren einmal in der Hand. Da war dieser erste Teil einer Trilogie noch gar nicht lange erschienen und auch noch preisreduziert. Und nein, ich habe dieses Buch damals nicht gekauft, konnte nicht viel mit deutschen Autoren anfangen und war auch noch nicht auf den dystopischen Zug aufgesprungen.

Ihr glaubt gar nicht wie ich mich mit der Zeit immer wieder geärgert habe, bis der Moment kam, als dieses ansehnlich gestaltete Werk bei mir eingezogen ist.

Schon die Idee hat für mich den großen Reiz geschaffen. Eine Welt in der sich Männer und Frauen nur noch mit Abscheu und voller Hass betrachten. Wie geht denn das?

Die Erklärung mit dem manipulierten Impfstoff finde ich glaubhaft und so wirkte diese Welt auch gar nicht mehr so fremdartig auf mich.

Nach beenden dieses Auftakts fühlte ich mich dennoch etwas verloren, denn über die Hintergründe, Entwicklung und die Zeit seit dieser Katastrophe bis zu dem Zeitpunkt wo diese Handlung spielt gab der Autor so gut wie keine Informationen bekannt. Gerade bei so einer einfallsreichen, wie auch interessanten Thematik hatte ich mir mehr erhofft.

Dazu kommt, dass in dieser Zukunft die Männer den christlichen Glauben sehr intensiv leben, während die Frauen mehrere Gottheiten verehren und diese völlig unterschiedlichen Glaubensrichtungen auch immer wieder Erwähnung finden. Wie es zu dieser Entwicklung kam, bleibt leider auch ungeklärt.

 

Die Darstellung der Fronten ist sehr klischeehaft, belastet mit Vorurteilen. Das fing für mich schon bei den Lebensbedingungen an und zog sich durch die ganze Geschichte.

Die meisten Männer verkörpern den gewaltbereiten, notgeilen Macho.

Die Frauen lassen sich viel zu lange viel zu viel gefallen, obwohl die Zustände schon mehr als grausam und absolut schockierend waren.

Es ist zwar eine Zukunftsvision in der die Menschen wieder in mittelalterliche Zustände zurück gefallen sind, aber wenn ich an die Zeit denke wo alles begann (2015) und die Zeit in der dieses Szenario stattfindet (2080) passt dieses altertümliche Verhaltensmuster nicht in meine Vorstellung. Außerdem hatte kaum ein Mensch noch eine Ahnung wie das Leben vorher war. 65 Jahre ist doch keine Zeitspanne in der die Vergangenheit komplett verloren gehen kann?

Besonders diese zeitlichen Dinge machten es mir unheimlich schwer die Hintergründe als nachvollziehbar zu empfinden und immer wieder spukten mir diese, für mich, nicht ganz logischen Schlussfolgerungen durch den Kopf.

Trotzdem hatte ich die Geschichte um David und Juna schnell verschlungen. Der Schreibstil ist angenehm, wenn auch nüchtern, und an die gewöhnungsbedürftige Sprachweise hatte ich mich schnell gewöhnt. Die vorsichtige Romanze zwischen den beiden Hauptfiguren hat mir sehr gefallen. Auch die Verbindung durch das Werk Shakespeare´s "Romeo und Julia", welches von David wie ein Schatz gehütet wird war einfallsreich und hat die Atmosphäre immer wieder unterstrichen.

Zum Finale hat der Autor, im wahrsten Sinne des Wortes, nochmal alle Geschütze ausgefahren und beendet diesen ersten Teil mit explosiver Action. Natürlich bleibt der Schluss recht offen und viele Fragen ungeklärt, aber das hatte ich bei einer Trilogie erwartet.

 

ZITAT:

"Der Laut, mit dem Junas Welt zerbrach, klang wie Donnerhall. Wie das Bersten und Splittern von Glas, obgleich kein Ton zu hören war. Das Geräusch entlud sich in den Tiefen ihres Herzens."

S. 315

Fazit:

"Das verbotene Eden-David und Juna" von Thomas Thiemeyer glänzt vor allem mit einer außergewöhnlichen Grundidee und zwei sympathischen Hauptfiguren von denen ich gerne noch mehr erfahren hätte. Die Abhandlung hingegen weist viele Ungereimtheiten und Lücken auf, die meine Hoffnung auf mehr Informationen am Ende nicht erfüllen konnte.

Viele gute Ansätze machen leider noch kein perfektes Buch, obwohl mich dieser Auftakt trotzdem neugierig auf die Fortsetzung machen konnte.

Idee: 4/5

Charakterdarstellung: 4/5

Schreibstil: 3/5

Tiefgang: 2/5

Spannung: 3/5

 

Gesamtbewertung:

3 von 5

©Katies fantastisch dystopische Bücherwelt