Rezension

Sommerkomödie mit Tiefgang und Krimiflair

Die kleine Insel am Ende der Welt - Richard Mackenrodt

Die kleine Insel am Ende der Welt
von Richard Mackenrodt

»Die kleine Insel am Ende der Welt« von Richard Mackenrodt ist eine herrlich erfrischende Sommerkomödie mit Tiefgang. Krimiflair und außergewöhnlichen, skurrilen Figuren.

Der steinreiche Computerspielunternehmer Phillip Schwarz und Lisa Bürger sind beide auf dem Weg nach Linosa. Lisa, weil ihre Firmenteilhaberin und beste Freundin Chiara Buffonacci dort geboren wurde und nun Lukas heiraten will. Lisa ist Trauzeugin und sollte sich auf diesen Tag freuen. Doch sie ist todunglücklich. Sie war feige – und das, obwohl sie sonst immer versucht, ganz ehrlich und wahrhaftig durchs Leben zu gehen. Nun quält sie diese üble Sache und verdunkelt ihre Tage. Wer sie ein wenig kennt, weiß, dass sie reinen Tisch machen muss. Doch nicht immer ist die Wahrheit wirklich angebracht und Lisa kämpft einen inneren Kampf, der ihr alles abverlangt.
Und Phillip? Tja, warum der 31-jährige Phillip diese Reise antritt, obwohl er nichts mehr hasst als Überraschungen, das wird nicht verraten. Aber natürlich hat er einen sehr wichtigen Grund – und der hat nichts mit Computerspielen oder Geld zu tun.

Die wichtigsten Figuren in dieser Geschichte sind Phillip und Lisa. Beide besitzen außergewöhnliche Macken und sind trotzdem einfach nur liebenswert. Besonders Phillip ist ein absolut schräger Vogel. Er trägt ausschließlich schwarze Klamotten (liegt wohl an seinem Nachnamen), hat eine Sozialphobie, ist unscheinbar und ein totaler Nerd. Lisa hingegen ist eine tüchtige Geschäftsfrau, sehr hübsch, trägt ein belastendes Geheimnis mit sich herum und hat eine besondere, amüsante Eigenart, die sich auch typografisch in der Geschichte bemerkbar macht. Der eine oder andere Leser wird diese Eigenart höchstwahrscheinlich als nervig betrachten. Doch ich habe mich jedes Mal köstlich amüsiert, da es bei mir ein belustigendes Kopfkino hervorgerufen hat. Die Protagonisten sind nebst der kleinsten Randfigur liebevoll und facettenreich gestaltet und sorgen für so manches Chaos sowie für unterhaltsame Lesestunden.

Die Geschichte wird auktorial erzählt und besteht aus humorvollen Dialogen und Situationskomik. Mancher Witz kam so trocken und plump herüber, sodass ich mich nicht mehr halten konnte und lauthals loslachen musste. Doch die Geschichte ist nicht nur humoristisch. Ich würde sagen, es ist eine Sommerkomödie gepaart mit Tiefgang und Krimiflair. Eine fabelhafte Mischung, die mich an die Seiten fesselte und mit den Protagonisten mitfiebern ließ.

Doch nicht nur die Handlung ist fabelhaft, auch der Schauplatz des Spektakels ist gut gewählt. Eine kleine Insel im Mittelmeer namens Linosa. Sie ist etwa 5 km² groß, hat ca. 500 Einwohner und liegt 170 km südlich von Sizilien. Dieses idyllische Fleckchen hat Richard Mackenrodt so wundervoll beschrieben, dass ich Fernweh bekommen habe und Lust verspürte, diese Insel einmal zu besuchen. Sie ist jedenfalls der perfekte Ort für ein Sommermärchen.

Ob es tatsächlich ein Sommermärchen geben wird? Das musst du selbst herausfinden. Ich verrate nur so viel: Es wird spannend, turbulent und es gibt überraschende Wendungen.

Fazit: Schräg, schräger, Phillip Schwarz. Diese Geschichte ist unterhaltsam, humorvoll und gleichzeitig tiefgründig. Zudem überzeugt sie durch die äußerst gelungenen, schrägen Charaktere, die mir so zuvor noch nicht begegnet sind.