Rezension

Schöne Sommergeschichte

Die kleine Insel am Ende der Welt - Richard Mackenrodt

Die kleine Insel am Ende der Welt
von Richard Mackenrodt

Bewertet mit 5 Sternen

„...Waren eigentlich alle deutschen Männer derartige Idioten?...“

 

Phillip Emanuel Schwarz besitzt die Firma Nero Black Enterprises. Sie hat sich auf die Entwicklung von Computerspielen spezialisiert. Die Farbe Schwarz, das schwärzeste Schwarz, ist ihr Markenzeichen.

Auf der Games Convention ist Lisa Bürger für den Stand der Firma verantwortlich. Sie wird aber zur Messeeröffnung nicht anwesend sein, da ihre beste Freundin Chiara auf einer kleinen sizilianischen Insel heiratet.

Mit diesen wenigen Fakten beginnt eine heitere Gegenwartsgeschichte, denn auch Phillip macht sich auf Richtung Insel.

Die beiden Protagonisten sind gut charakterisiert. Phillip ist 31 Jahre alt und unscheinbar. Er trägt nur schwarze Klamotten. Ist er unterwegs, dann per E-Bike. Keiner kann seinem Namen ein Gesicht zuordnen. Die einzige, mit der er Kontakt hat, ist seine persönliche Assistentin; und auch die kennt nur seine Stimme.

Lisa und ihre Freundin Chiara haben gemeinsam eine Firma, die sich um die Organisation von Messen kümmert. Lisa legt Wert darauf, dass sie immer bei der Wahrheit bleibt. Und genau dort beginnt ihr gegenwärtiges Problem. In einem unbedachten Moment hat sie mit Lucas, Chiaras Verlobten, geschlafen. Bisher fand sich nie der richtige Moment, um das ihrer Freundin mitzuteilen. Deshalb würde sie sich am liebsten vor der Hochzeit drücken.

Die Geschichte lässt sich zügig lesen und hat mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht. Der Autor versteht es, verschiedene Schriftstile geschickt zu kombinieren und rasant von einem zum anderen zu wechseln. Die Landschaft wird mit treffenden Metaphern fast romantisch beschrieben. Dann wieder gibt es sachliche Informationen, die Fakten der Handlung näher beleuchten. Gut ausgearbeitete Dialoge ermöglichen einen Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten. Besonders Lisas inneres Dilemma wird häufig thematisiert, allseitig beleuchtet, Für und Wider gegenübergestellt. Technische Spielereien werden gekonnt und verständlich dargestellt. In der einen Geschichte stecken viel kleine Episoden, die häufig humorvoll dargestellt werden. Dabei spielt Kindermund eine nicht unwesentliche Rolle. Ein besonderes Highlight ist die Wiedergabe der Reise auf die Insel. Hier wechseln geschickt eingeplante Verzögerung mit überraschenden Lösungen für die Weiterreise. Mit einem außergewöhnlichen Stilmittel wird Lisas Fähigkeit, kurze Bemerkungen ihres Gegenüber in einer phantasievollen Geschichte vor ihrem Geist abrollen zu lassen, dargestellt. Zum einen hebt sich der Schriftstil von dem Rest ab, zum anderen wird die Schriftgröße von Zeile zu Zeile größer, je mehr sich Lisa in ihre Phantasiewelt hineinsteigert. Das obige Zitat stammt von einem Italiener, Chiaras Vater, und zeigt dessen trockenen Humor.

Das stimmungsvolle Cover mit dem Sonnenaufgang über dem Meer ist ausgezeichnet gelungen. Positiv möchte ich außerdem die gehobene Papierqualität und das vorhandene Lesebändchen hervorheben.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Autor hat in eine fast chaotische Geschichte nicht nur eine gut organisierte Struktur, sondern auch einen gewissen Tiefgang gebracht.