Rezension

Spannend, aber mit zu vielen Logiklöchern und einer unsympathisch werdenden Protagonistin

Cruelty - Scott Bergstrom

Cruelty
von Scott Bergstrom

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Story hört sich ja vielversprechend an: Der Vater der 17-jährigen Gwen verschwindet eines Tages und es stellt sich heraus, dass er gar keinen langweiligen Job hat, sondern CIA-Agent ist. Nach einer Weile stellt die CIA die Ermittlungen ein, doch Gwen gibt sich damit nicht zufrieden und macht sich selbst auf die Suche nach ihrem Vater.

Erst einmal zum Äußerlichen. Das Buch ist richtig cool gestaltet, ich mag, dass es schwarz-weiß gehalten ist und nur durch den Titel und den Buchschnitt heraussticht. So sieht es unglaublich cool aus und passt meiner Meinung nach auch toll zum Genre!

Was den Inhalt angeht, kann ich leider nicht ganz so euphorisch sein. Die Handlung an sich ist schon interessant. Sie bietet viel Spannung, oft Action und Räteselraten. Besonders gut gefällt mir die Vielfältigkeit des Buchs. Der Leser wird mitgenommen nach Europa, lernt die verschiedensten Menschen der verschiedensten Kulturen kennen, man bekommt nicht nur die Touristenattraktionen von Paris und Co. zu sehen beziehungsweise zu lesen, sondern erfährt auch sehr viel über die düsteren Ecken der Städte. Trotzdem gibt es ein großes ABER.

Denn mir kamen zu viele Logikfehler im Roman vor. Ja, in so ziemlich jedem Buch gibt es Ungereimtheiten, die man jedoch oft getrost ignorieren kann. Hier kamen sie mir zu gehäuft vor und haben mich genervt. Besonders, dass der Protagonistin vieles in den Schoß zu fallen scheint, sie dauernd Glück hat. Ich meine, sie kommt in Rekordzeit auf Lösungen und findet nach kurzer Zeit in Städte, in denen Millionen Menschen leben, genau denjenigen, die sie sucht? Das ist schon nicht mehr normal und kam mir einfach sehr unrealistisch vor. 

Auch der Brutalitätsgrad kam mir für einen Jugendroman ziemlich hoch vor. Gwen reagiert nach einer gewissen Zeit wie selbstverständlich mit Gewalt, das kommt mir für ein Buch, das Jugendliche als Zielgruppe hat, schon ein bisschen hart vor. Was mich ebenfalls gestört hat, ist die Liebesgeschichte. Ich habe nichts gegen Liebesgeschichten in Romanen, aber die hier hat sich für meinen Geschmack zu schnell und zudem noch sehr seltsam entwickelt, was sie für mich unnötig gemacht hat. Da hätte der Autor sie auch einfach weglassen können.

Was mich allerdings am allermeisten gestört hat, war Gwen, die Protagonistin. Anfangs ist sie noch eine tolle Hauptperson, wie ich finde, eher ein normales Teenager-Mädchen mit interessanten Hobbies. Ich mochte an ihr, dass sie sich selbst so kritisch betrachtet und auch behauptet, keine Heldin zu sein, wie die Mädchen in Jugendromanen. Doch im Laufe der Geschichte entwickelt sie sich zu jemandem, den ich immer unsympathischer fand und irgendwann kaum noch ausstehen konnte. Sie wird skrupellos und eiskalt, zeigt kaum noch Gefühle und schon gar kein Gewissen. Mir ist klar, dass Gwen nicht das mehr oder weniger unschuldige Mädchen bleiben kann, das sie am Anfang war, aber diese Wandlung vom Normalen zur Mörderin war mir einfach viiiieeel zu krass und hat mir damit auch die Handlung vermiest.

Die restlichen Charaktere kamen mir alle ein wenig schwammig vor, ich könnte nicht sagen, dass ich jemanden besonders mochte oder jemanden hasste, nur eher ein "Der ist wohl okay, die nicht so".

Etwas, das mir hingegen sehr gut gefallen hat, ist der Schreibstil. Schon allein die Kombination aus Ich-Erzähler und Gegenwart trägt dazu bei, Bücher, die so geschrieben sind, lese ich persönlich am liebsten. Auch der Rest stimmt. Scott Bergstrom schreibt auf eine interessante Art und machte die Geschichte damit spannend. Die Gedanken von Gwen, vor allem ihre Anweisungen an sich selbst, waren meistens amüsant und auch interessant geschrieben. Schade, dass der Rest nicht mit dem Schreibstil mithalten kann..