Rezension

spannend, schaurig, düster... Gänsehaut inklusive

Kiss me, kill me - Lucy Christopher

Kiss me, kill me
von Lucy Christopher

Zitat:
„Sein Blick war wilder, seine Augen glänzten noch mehr, der Albtraum schüttelte ihn. Wusste er überhaupt, wo er war? Wer wir waren?“
(S.12)

„Meine Finger krallen sich noch fester in ihren Pulli. Ich könnte ihr alles Mögliche ins Gesicht brüllen und auch noch Schlimmeres tun.“
(S.32)

„Ich habe noch nie Angst vor dem Darkwood gehabt, aber jetzt gibt es in diesem Wald mehr als nur Bäume und Tiere – er ist tiefer und dunkler geworden.“
(S.51)

Inhalt:
Emilys Vater ist ein Mörder. Alles spricht dafür. Auch wenn er wegen seiner Flashbacks Gedächtnislücken hat und sich an nichts erinnert. Er hat gestanden, Ashlee Parker getötet zu haben.    

Ihre Freundinnen wenden sich von Emily ab. Nur Joe und Mina halten noch zu ihr. Emily ist von der Unschuld ihre Vaters überzeugt. Er kann Ashlee nicht getötet haben!

Und dann kommt es zu einer Prügelei zwischen Emily und ihrer ehemals besten Freundin Kirsty. Ausgerechnet Damon, der Freund von Ashlee, geht dazwischen und bereinigt die Situation. Doch nun will er Emily unbedingt im Darkwood treffen. In dem Wald, in dem seine Freundin ermordet wurde.

Meinung:
Schon der Klappentext versprach mir eine spannende Leselektüre. Kaum hatte das Buch nun zu mir gefunden, kribbelte es mich gewaltig, dieses auch gleich lesen zu wollen. Und so schlug ich die Seiten auf und begann mit dieser vielversprechenden Geschichte.

Lucy Christopher legt gleich auf den ersten Seiten die Basis für eine vor Düsterheit strotzende Geschichte. Es fiel mir leicht, einen guten Einstieg zu finden. Die Autorin nahm mich einfach mit. Eine teilweise schaurige Kulisse ließ mir oftmals eine Gänsehaut über den Rücken fahren und dabei hin und her wallen.

Am Anfang scheint wirklich alles klar zu sein. Emilys Vater hat Ashlee Parker umgebracht und hat dies sogar gestanden. Emily jedoch ist überzeugt, dass ihr Vater niemals dazu in der Lage gewesen wäre. Ihr ist es gelungen, Zweifel an der Schuld ihres Vaters in mir aufkeimen zu lassen und meinen Verdacht in andere Richtungen zu lenken.

Emily ist ein deutlicher Charakter. Sie hat ihre Prinzipien und orientiert sich an der Realität. Nach und nach konnte ich ihr näher kommen, mich in ihren Gedanken verlieren und ihre Ängste hautnah miterleben. Doch ihre Hoffnung und ihr fester Glaube an die Unschuld ihres Vaters geben ihr eine Stärke, die ich deutlich spüren konnte. Emily war mir sofort sympathisch und konnte dies im weiteren Verlauf sogar noch steigern. 

Damon hingegen machte es mir wirklich nicht leicht, etwas Gutes an ihm zu finden. Er ist ein typischer Bad-Boy mit allem Drum und Dran. Er kann sich an keine Details aus der Nacht, in der seine Freundin ermordet wurde, erinnern. Alkohol und Drogen haben seine Erinnerung daran verblassen lassen. Und genau deshalb beginnt er zu zweifeln. Was ist in dieser fraglichen Nacht wirklich passiert? Zwar gibt es einen Verdächtigen; doch hätte Damon die Tat verhindern können? 
Mysteriös wird die ganze Sache, als Damon beginnt, über das „Spiel“ nachzudenken, das Ashlee und er in der Nacht der Ermordung mit Damons Freunden gespielt haben. Was könnte das für ein Spiel gewesen sein. Neugierig geworden konnte ich das Buch nun kaum noch aus der Hand legen.

Lucy Christopher hat für die Erzählung ihrer Geschichte die Gegenwartsform aus wechselnder Ich-Perspektive von Emily und Damon gewählt. Ihr Schreibstil ist wirklich gut zu lesen, Übertreibungen und Überzeichnungen sind ganz einfach nicht vorhanden. Es ist Lucy Christopher wirklich gut gelungen, stetig steigende Spannung zu vermitteln, auch wenn ich im Mittelteil Nuancen von anbahnenden Längen verspürte. Dies merzte die Autorin anschließend jedoch schnell mit temporeichen Szenen wieder aus. Mein Adrenalinpegel schoss teilweise in ungeahnte Höhen und versetzte mir einen entsprechenden Leseflash. 

Nicht nur Damon und Co. spielten hier ein Spiel. Auch der Autorin ist es gelungen, mich immer wieder in falsche Gedankenrichtungen zu lenken, wobei sie mich oftmals ins Leere laufen ließ. Die Frage, wer Ashlee Parker denn nun umgebracht hatte, entfachte zwischen mir und der Autorin einen wahren Wettkampf. Hat Damon seine Freundin ermordet? Oder ist Joe Schuld an Ashlees Tod? War Emelys Vater doch ein Mörder? Fragen über Fragen! Hinweis folgt auf Hinweis, oftmals versteckt, teilweise offensichtlich. 

Auf den letzten ca. 100 Seiten schaltete Lucy Christopher dann in den höchsten Gang und gab Vollgas. Ich war kaum noch in der Lage, klar zu denken, musste lesen, lesen, lesen…Der Spielball wechselte von Emily zu Damon und zurück. Ich erhielt Informationen und Erkenntnisse, die mir Klarheit und Verstehen über das Geschehen rund um die Nacht, in der Ashlee gestorben ist, verschafften. Mein Herz raste, die Luft blieb mir fast weg. 

Zurückblickend kann ich sagen, dass Lucy Christopher mich mit ihren eingebauten Wendungen und Hinweisen oftmals verblüffen konnte. Mit dem Ende der Geschichte lässt mich die Autorin nun zufrieden und entspannt zurück, so dass ich das Buch nun in mein Regal stellen kann.

Zum Abschluss möchte ich einmal auf einen Umstand hinweisen, der aus meiner Sicht viel zu selten Beachtung findet. Der Erfolg bzw. das Verstehen von Geschichten nichtdeutscher Autoren steht und fällt natürlich immer mit der Qualität der Übersetzung. Ich finde, Beate Schäfer, die diese Geschichte aus dem Englischen übersetzt hat, kann hier mit guter Arbeit überzeugen!

Urteil:
Spannende Unterhaltung, schaurige Momente und düstere Atmosphäre – all das habe ich in „kiss me, kill me“ gefunden. Diese schaurig schönen Lesemomente belohne ich deshalb mit 5 Büchern.

Für alle Buchliebhaber, die spannende Gänsehautmomente lieben, sich gern auch mal in die Irre führen lassen und Überraschungen nicht abgeneigt sind.

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