Rezension

Spiel um ein Leben

Luzerner Todesmelodie - Monika Mansour

Luzerner Todesmelodie
von Monika Mansour

Bewertet mit 5 Sternen

„...Neven O`Brien, zugleich teuflisch betörend und erschreckend düster, ist ein Phänomen. Skandalös mischt er die klassische Musikszene auf, wird vom Publikum vergöttert, von den Musikern gefürchtet und durch die Kritiker verdammt...“

 

Cem Cengiz holt seine Schwester Nesrin vom Flughafen in Luzern ab. Mit gleichem Flug reist der Geigenstar Neven O`Brien an.

Barbara Amato undd Rolf Wymann, die Vorgesetzten von Cem bei der Luzerner Polizei, sind auf dem Weg zu Staatsanwalt Kernen. Sie haben einen Drohbrief erhalten, in dem sie wegen sexueller Belästigung angeklagt werden.

Cem und Kevin werden zu einem Einsatz gerufen. Eine junge Frau wurde brutal überfallen. Während die beiden die Vorgänge vor Ort aufnehmen, fallen Schüsse. In einer benachbarten Villa finden sie zwei Tote. Neben den Leichen steht Neven, der aussagt, an ihrem Tod schuldig zu sein. Kurze Zeit später aber wird er entlassen. Die Spurenlage schließt ihn als Täter aus.

Die Autorin hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben, der mit den obigen Episoden beginnt. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Das obige Zitat stammt aus einer Zeitung. Es zeigt allerdings nur die eine Seite von Neven, die Seite des Künstlers. Menschlich gesehen fehlt Neven jegliche Empathie. Er ist von sich eingenommen, versteht es, sich mit Menschen zu umgeben, die völlig von ihm abhängig sind und zeigt etliche psychopathische Züge.

Nevens jüngerer Bruder Shane ist ebenfalls ein begnadeter Musiker. Er ist aber psychisch nicht in der Lage, vor Publikum aufzutreten. Deshalb unterstützt er die Karriere von Neven.

Die Toten sind Vater und Stiefmutter der Brüder. Vieles spricht für erweiterten Suizid. Cem aber glaubt an Nevens Schuld.

Der Schriftstil des Buches sorgt für stete Erhöhung des Spannungsbogens. Das liegt unter anderen auch an den kurzen Kapiteln und den häufig wechselnden Handlungsorten. Der Täter scheint den Kriminalisten immer einen Schritt voraus zu sein. Mit jeden neuem Kapitel warten neue Überraschungen auf mich als Leser. Stück für Stück erschließt sich die düstere Vergangenheit von Neven. Anderseits muss Cem feststellen, dass jemand mehr über seine letzten Fälle weiß, als ihm lieb sein kann. Währenddessen gibt es ab und an kurze Abschnitte, wo Simon damit beschäftigt ist, einen schwarzen Mantel zu präparieren. Gut herausgearbeitet werden die Dialoge. Die Gespräche zwischen Cem und Neven lesen sich wie eine Katze-und-Maus-Spiel. Ganz anders dagegen wirken die Dialoge von Eva und Cem. Hier spürt man Respekt und gegenseitige Achtung. Gegenüber seiner Schwester Nesrin hat Cem keinen ganz einfachen Stand. Sie möchte sich keine Vorschriften machen lassen. Als junge Türkin hat sie sich einen gewissen Freiraum geschaffen, den sie nicht aufgeben möchte. Allerdings fehlt ihr das Gefühl für mögliche Gefahren. Die Emotionen der Protagonisten durchziehen die Geschichte. Barbaras Sorge um Rolf, Cems Wut und Nevens Eiseskälte sind Beispiele dafür. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass auch die Macht der Musik für die Handlung nicht zu unterschätzen ist. Fachliche Zusammenhänge werden allgemeinverständlich während der Handlung erklärt.

Das Cover mit den Theaterrängen passt sehr gut zur Handlung. Der Titel ist Programm.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin inszeniert ein Spiel mit zwei völlig gegensätzlichen Spielern und lässt mich tief in die Psyche ihrer Protagonisten blicken.