Rezension

Starke Geschichte

Manchmal rot - Eva Baronsky

Manchmal rot
von Eva Baronsky

Bewertet mit 4.5 Sternen

In Eva Baronskys Roman „manchmal rot“ geht es um die eigene Identität. Wir Menschen neigen dazu uns als im Grunde unveränderliche Wesen zu betrachten, sobald das Erwachsenalter erreicht ist. Doch was, wenn die Festplatte gelöscht wird? Diese Frage hat nicht nur die Autorin brennend interessiert, sondern auch mich zum Lesen verführt. Ein Mann, eine Frau treffen aufeinander, wie sie unterschiedlicher kaum sein können.

 Christian ist Anwalt von Beruf, Effizienzmaschine aus Überzeugung, seine Welt sind die Zahlen und Verträge, sein Zuhause ist der Terminal. Gut, das Problem mit den Schwarzgeldmillionen in der Schweiz bereitet ihm gewisse Sorgen und das Charlotte ihn verlassen setzt seinem Ego zu. Alles in allem nichts, was nicht mit einer Flasche Weißwein und harter Arbeit  aus der Welt zu schaffen wäre. Dabei immer schön den Schein wahren. Die richtige Krawattennadel unterscheidet in seiner Welt die Verlierer von den Siegern. Und er steht zweifellos auf der Seite der Gewinner. Immer. Immer? Was verdammt noch einmal macht die blutende Putzfrau in seinem Appartement? Da kommt Angelina ins Spiel, eine bis dahin dröge junge Frau mit Hang zu schlechten Beziehungen und Leseschwierigkeiten mutiert durch einen Arbeitsunfall zu einer völlig anderen Persönlichkeit. So lernt sie plötzlich das Klavier spielen und nimmt Stimmungen, als Farben wahr. Zwischen Christian und Angelina bahnt sich eine seltsame Freundschaft an. Um das nützliche mit dem angenehmen zu verbinden versucht Christian die Schwarzgeldmillionen mithilfe seiner Ex-Putzfrau verschwinden zu lassen.

 Das ist fürwahr ein schönes Grundgerüst für einen Roman und Eva Baronsky vermag die Leerstellen im Kopf der jungen Frau nach und nach zu füllen, ihnen neues Leben einzuhauchen. Auf so etwas können nur Schriftsteller kommen und Eva Baronsky ist wahrlich keine schlechte Autorin. Im Gegenteil. Sprachlich ist das Ganze eine Delikatesse und wie sie Christian und Angelina auf und wieder abbaut, um sie am Ende, als neue Menschen wiederauferstehen zu lassen, das hat was Besonderes. Insgesamt ein sehr stark erzähltes Buch, eine Odyssee des menschlichen Geistes.