Rezension

Was machst du, wenn du dein Leben neu starten kannst?

Manchmal rot - Eva Baronsky

Manchmal rot
von Eva Baronsky

Bewertet mit 3 Sternen

Bei diesem Roman ist mir als erstes das interessante Cover aufgefallen, was mir nicht nur wegen seiner Farbgestaltung, sondern auch durch seine Motivwahl gefällt. Ein Mann und eine Frau werden durch die Strudel durcheinandergewürfelt. Und das ist auch schon die Haupthandlung des Romans zwei Leben, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, werden komplett durcheinander gebracht.

Da ist zum einen Christian, Anwalt für Wirtschaftsrecht und karrieremäßig auf der Überholspur. Im Privatleben weniger erfolgreich, da hat ihn gerade seine Freundin verlassen. Auch wenn er ihr sehr nachtrauert, lebt er hauptsächlich für Karriere und Macht. Für Geld weniger, denn davon hat er genug, so weiß er nicht wohin mit seinem ganzen Schwarzgeld.

Zum zweiten Angelina, Putzfrau. Sie hat einen Freund, der sie finanziell und emotional ausnutzt, eine Freundin und eine Mutter, die ihren Alltag leben, aber keine wirklichen Zukunftsvisionen haben. Angelinas Leben besteht hautsächlich aus putzen, stricken und ihren Freund zu bedienen. Christians Leben streift sie nur, weil sie seine Wohnung putzt. Ihn selbst hat sie noch nie getroffen, bis auf den Tag als Christian sie ohnmächtig in seiner Wohnung findet. Im Krankenhaus erwacht, kann sich Angelina an nichts erinnern, weder an ihren Namen noch an irgendetwas in ihrem Leben. Christian, der sie einmal im Krankenhaus besucht, ist das ganz recht, so glaubt er sie schnell wieder los zu sein. Da täuscht er sich.

Der Roman erzählt das Geschehen immer abwechselnd aus der Sicht von Angeline und Christian, so dass ich sehr gut Einblick in beide Leben bekommen hatte. Gewöhnungsbedürftig, aber auch richtig interessant ist die Erzählperspektive, denn diese wechselt innerhalb eines Handlungsstrang zwischen auktorialen, personalen und der Ich-Perspektive immer hin und her. Das verwirrte mich am Anfang etwas, aber nach einigen Seiten fand ich es für die Geschichte sehr passend. So war das erste Drittel des Buches für mich eine langsame Annäherung an die ungewöhnlichen Charaktere und des Schreibstils. Der Mittelteil war für mich am stärksten, da Christian und Angelina dabei die größte Entwicklung nahmen und es richtig spannend wurde. Das letzte Drittel enttäuschte mich dann aber. Denn vor allem Angelina nahm für mich eine sehr unlogische und unvorhergesehene Entwicklung, die mich negativ überraschte. Und auch Christians Charakter plätscherte vor sich hin. Das Ende war dann völlig unbefriedigend, da es vor allem nicht zu dem im Buchumschlag angepriesenen modernen Märchen passte.

Der Roman hat in mir die verschiedensten Gefühle geweckt: Neugier, Überraschung, Zuneigung, aber auch Enttäuschung, Abneigung. Einige Handlungsstränge, die mich sehr interessiert haben, wurden ohne weitere Erklärungen einfach fallengelassen, vor allem die Persönlichkeitsveränderungen von Angelina und ihre neuen Begabungen. Die Idee des Romans finde ich immernoch hochinteressant, aber die Umsetzung gibt es für mich ein paar Lücken.