Rezension

Sternbilder auf der Haut

Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn -

Sommersprossen – Nur zusammen ergeben wir Sinn
von Cecelia Ahern

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:

Allegra hat ihre provinzielle Heimat verlassen, um nach Dublin zu kommen, weil sie eine Mission hat. Dieser Mission kommt sie jeden Tag auf ihren Streifzügen als Parküberwacherin ganz nah, obwohl sie sie doch nicht erfüllen kann. Stattdessen hält sie sich am starren Rhythmus ihres Alltags fest. Bis ausgerechnet der Fahrer eines quietschgelben Ferraris diesen gefährlich aus dem Gleichgewicht bringt. Tristan ist ein Geschäftsmann und Parksünder, dem Allegra regelmäßig Bußgeldbescheide hinter die Windschutzscheibe klemmt. Als die beiden das erste Mal persönlich aufeinandertreffen, erzählt er ihr im Zorn von einer Lebensweisheit, die besagt, dass ein Mensch das Produkt, der fünf Personen ist, die ihm an nächsten stehen. Die fünf Personen in Allegras Leben müssten Versager sein, so Tristans Vorwurf, denn nichts anderes sei Allegra selbst. Diese Begegnung ist der Auslöser für einen gedanklichen Umbruch in Allegras Kopf, der nach und nach ihr ganzes Leben verändert.

Meine Meinung:

Zu aller erst: Dieses Buch ist keine Enemies-to-lovers-Romance! Man könnte nämlich auf den Gedanken kommen, dass es sich um solch eine Geschichte handelt, wenn man des Klappentext liest. Damit liegt man allerdings mit daneben.

„Sommersprossen“ von Cecelia Ahern ist ein eher leiser, melancholischer „Lebensroman“, der hauptsächlich die Charakterentwicklung seiner Protagonistin fokussiert. Die Romantik tritt dabei in den Hintergrund. 

Allegra ist eine sehr besondere Protagonistin. Ein Charakter, wie man ihn in Büchern selten liest. Ich würde sie als ein Mosaik aus Facetten bezeichnen, die nicht immer gut zusammenpassen wollen. Sie lässt sich schwer kategorisieren, geschweige denn in eine Schublade stecken. Ich kann mir gut vorstellen, dass es Leser*innen geben wird, die Schwierigkeiten haben, sich auf Allegra als Figur einzulassen. Mich selbst hat sie auch immer wieder an den Rand der Verzweiflung gebracht, weil ich sie in verschiedenen Situationen wirklich nicht verstehen konnte. Dennoch hat sie mich sehr berührt. So sehr, dass ich im letzten Viertel viel geweint habe.

Die Autorin zeigt in „Sommersprossen“ viele Konflikte auf, die in Allegras Leben stattfinden, und bietet für all diese am Ende auch Lösungen an. Einige dieser Lösungen haben mir allerdings nicht gefallen, obwohl sie mich emotional wirklich berührt haben. An verschiedenen Stellen war es einfach zu viel. Hier zu schlimm, da zu melodramatisch.

Über der ganzen Geschichte liegt eine Art Schleier, leicht traurig, leicht dumpf. Allegra wird oft missverstanden und erfährt oft Ungerechtigkeit. Manchmal sieht sie auch einfach den Wald vor all den Bäumen nicht. Ich habe sehr mit ihr gelitten und hatte großes Mitgefühl für sie. 

Die Nebencharaktere sind bunt und liebevoll gezeichnet. Allerdings sind sie sehr klar in gut und weniger gut unterteilt. Das war mir an manchen Stellen zu einfach. Da war so viel Potenzial für Ambivalenz, das nicht ganz ausgenutzt wurde.

Die Sprache hat mir sehr gefallen. Vor allem im ersten Drittel der Geschichte. Der Einstieg ins Buch ist sehr poetisch und symbolisch. Etwas Vergleichbares habe ich noch nicht gelesen. Im Verlauf der Geschichte hätte ich mir noch viel mehr davon gewünscht.

Fazit:

„Sommesprossen“ von Cecelia Ahern ist ein sehr besonderes, in seiner eigenen Form für mich einzigartiges Buch, auf das man sich einlassen muss. Es hat viele tolle Momente, aber auch einige, die ich lieber anders gelesen hätte. Ich könnte mir allerdings gut vorstellen, dass Leser*innen, die für gewöhnlich eher zu Gegenwartsliteratur greifen, großen Gefallen daran finden. Eben weil es so sehr aus der Reihe fällt.