Rezension

Stochern im Nebel - durchaus fesselnd, doch mit einigen Längen

Das Mädchen, das rückwärts ging - Kate Hamer

Das Mädchen, das rückwärts ging
von Kate Hamer

Bewertet mit 4 Sternen

Ein kleines Mädchen, das im tiefen Nebel im englischen Norfolk spurlos verschwindet.

Eine verzweifelte Mutter, die sich selbst die Schuld gibt.

Hätte sie sich besser um ihr besonderes Kind kümmern müssen ?

Ist Carmel doch sensibler und reifer als andere 8-jährige Kinder und wirkt oft verträumt und abwesend, als lebe sie in ihrer eigenen Welt.

Das Besondere an diesem Buch war für mich, dass Carmel und ihre Mutter Beth die Geschichte immer abwechselnd erzählen.
Beth ist seit kurzem wieder Single und quält sich zudem mit starken Schuldgefühlen. Als Mutter konnte ich Vieles gut nachvollziehen, manches fand ich aber auch übertrieben bzw. unglaubwürdig.

Carmel's Erzählungen wirken anfangs ein wenig wirr, doch wenn man erstmal in der Geschichte drin ist (und das dauerte bei mir zugegebenermaßen ein wenig), dann kann man sich ihr kaum noch entziehen.

Ein wenig unterbrochen wurde der Lesegenuss für mich durch einige Längen, die mich immer ein wenig „rausholten“ aus der an sich fesselnd erzählten Geschichte.
Man sollte sich vielleicht auch immer vor Augen halten, dass das Buch nicht als Krimi deklariert wurde, sondern schlicht als Roman trotz der Geschichte um ein verschwundenes Mädchen, ein Thema, das durchaus oft in Krimis und Thrillern vorkommt.
Da wird natürlich ein anderer Erzählstil angelegt als im Krimi bzw. Thriller.

So legt hier die Autorin Kate Hamer auch viel Wert auf die Psyche der Protagonistinnen, so dass das Buch teilweise eher als ein Psychogramm erscheint als die Geschichte eines verschwundenen Mädchens. Das mag ich sonst eigentlich weniger, aber hier passt es irgendwie perfekt in die Geschichte und Geschehnisse, so dass ich das nicht als Minuspunkt sehe. Im Gegenteil.

Man muss sich wirklich auf die Geschichte einlassen. „Das Mädchen, das rückwärts ging“ ist kein Buch, das man eben mal zwischendurch lesen sollte bzw. kann. Es ist ungewöhnlich, besonders, teilweise ein wenig zu zäh geschrieben, aber es lohnt sich durchaus, dran zu bleiben.

Dennoch vergebe ich nicht die volle Punktzahl, denn auch wenn das Ende zum Schreibstil passt, war es mir ein wenig zu unausgegoren; ich hätte mir da etwas mehr Erklärung gewünscht (ich möchte aber auch nicht zuviel verraten).