Rezension

Suche nach der Vergangenheit

Die verlorene Tochter -

Die verlorene Tochter
von Soraya Lane

Bewertet mit 4 Sternen

 

„...Lily drehte den Umschlag zwischen den Fingern und fragte sich, warum ihre Mutter einen Brief, der an die Erben ihrer Großmutter adressiert war, nicht geöffnet hatte. Der Brief kam von einer Anwaltskanzlei...“

 

Lily setzt sich mit der Kanzlei in London in Verbindung und erhält ein Kästchen, auf dem der Name ihrer Großmutter steht. Darin befindet sich ein Rezept in italienische Sprache und ein Programm der Mailänder Scala.

Die Autorin hat eine berührende Familiengeschichte geschrieben. Das Buch lässt sich flott lesen. Der Schriftstil ist leicht und lässt viel Raum für Emotionen. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt.

Liliys Part spielt in der Gegenwart. In der Vergangenheit beginnt die Erzählung 1937. Die zwölfjährige Estée wird von ihrer Mutter als Ballerina ausgebildet. Training ist alles. Sie darf kein Kind sein. Nach einer Aufführung lernt sie Felix kennen.

 

„...Sie würde auf jeden Fall einen Kieselstein an sein Fenster werfen, sie musste nur noch herausfinden,wie sie sich vorher aus ihrem eigenen Zimmer schleichen konnte...“

 

Als Estée zum Vortanzen nach Mailand geht, trennen sich die Wege der beiden. Estée hofft, in die Tanzschule in Mailand aufgenommen zu werden. Das würde ihr endlich die Trennung von der Mutter ermöglichen, von der sie mehr Tadel als Lob zu hören bekam. Wird sie Felix jemals wiedersehen?

Lily ist ausgebildete Kellermeisterin. Sie hat einige Jahre in Neuseeland gearbeitet, war nun für wenige Tage in ihre Heimat London zurückgekehrt und wird anschließend für eine Saison in Italien arbeiten. Das bietet ihr die Chance, herauszufinden, was ihre Großmutter mit diesem Land zu tun hatte.

Sehr genau wird geschildert, wie die Weinlese funktioniert. Auf dm Gut der Familie Rossi hält man am traditionellen Weinbau fest. Antonio, der älteste Sohn, würde aber gern das eine oder andere ändern.

 

„...Und ihre Lieblingsweingüter waren immer Familienweingüter gewesen, weil sie Traditionen hatten, die Generationen übersprangen. Nirgendwo konnte sie besser lernen...“

 

Einst hatte Lily zusammen mit ihrem Vater davon geträumt, nach ihrer Ausbildung gemeinsam ein Weingut in England aufzubauen. Doch ihr Vater ist nun seit einigen Jahren tot. Lily muss ihren eigenen Weg finden. Das Leben auf dem italienischen Weingut gefällt ihr. Der Chef des Hauses erklärt:

 

„...Nichts ist mir wichtiger als der sanfte Umgang mit jeder einzelnen Traube, und natürlich zu sehen, wie meine Familie Seite an Seite arbeitet...“

 

Antonio geht mit Lily den wenigen Spuren nach, die sie zur Vergangenheit ihrer Großmutter führen könnte. Dabei entwickelt sich zwischen den beiden eine zarte Zuneigung.

Geschickt verbindet die Autorin Vergangenheit und Gegenwart. In beiden Fällen geht es darum, den eigenen Weg ins Leben zu finden.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.