Rezension

The road not taken

Dein eines, wildes, kostbares Leben - Jessi Kirby

Dein eines, wildes, kostbares Leben
von Jessi Kirby

Bewertet mit 4 Sternen

Parker Frost ist 17, im Abschlussjahr und möglicherweise eine Nachfahrin von Robert Frost, dem berühmten Dichter. Ganz sicher jedoch ist sie eine Nachfahrin ihrer Mutter, und die verlangt von ihr, dass sie sich vollkommen aufs Lernen konzentriert und auf das angestrebte Stipendium für ein Medizinstudium in Stanfort. Und ihr ganzes Leben lang hat Parker getan, was ihre Mutter von ihr verlangt hat, hat nie aufbegehrt, sich nie gewehrt, nie gewagt, eigene Schritte zu gehen.
Das ändert sich, als sie - in ihrer Eigenschaft als Aushilfskraft des Englischlehrers -, über ein Tagebuch stolpert. Dieser Englischlehrer lässt seine Abschlussklassen Tagebücher schreiben, die er ihnen 10 Jahre später schickt, damit sie sehen, was sie mit ihrem einen, wilden, kostbaren Leben angestellt haben. (Tolle Idee, btw.!)
Parker findet also das Tagebuch von Julianna, eine örtliche Berühmtheit, denn sie ist das Mädchen, das zusammen mit Shane Cruz an ihrem Abschlussball mit dem Auto in einen Fluss gestürzt ist. Sie waren das perfekte Paar - er der zukünftige Erbe eines großen Unternehmens, sie die Eiskönigin.
Doch je mehr Parker in diesem Tagebuch liest, desto mehr verändert sich das Bild, das sie (und natürlich auch alle anderen) von Julianna hatte. Mit einem Schlag wird ihr klar, dass Julianna nicht annähernd so perfekt war, dass sie ganz im Gegenteil äußerst menschlich war und reagierte. Parker wird bewusst, dass sie ähnlichen Zwängen ausgesetzt ist wie Julianna damals und sie lässt sich von ihrer besten Freundin Kat überreden, einmal in ihrem Leben aus ihren Zwängen auszubrechen. Dabei erfährt sie mehr als ein Geheimnis, und sie beschließt, ein wenig Schicksal zu spielen ... auch mit Folgen und Erkenntnissen für ihr eigenes Leben.

Ein Buch, das mich fast die ganze Zeit gepackt hatte. Da ich selbst eine Freundin hatte, die ein bisschen wie Parker war, konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen. Ich mochte die Art, wie der Roman geschrieben wurde: Einerseits Parker, die immer mehr von sich preisgibt, andererseits Julianna, die wir über ihr Tagebuch kennenlernen. Und dann sind da noch Kat, die beste Freundin, Trevor, der Traumprinz von Parker, die wunderschreckliche Mutter unserer Protagonistin und die ein oder andere Überraschung versteckt.
Nicht so sehr gefallen hat mir, dass sich scheinbar jeder in diesem Buch über eine andere Person definierte, man hatte das Gefühl, nicht vollständig als eigenständiger Mensch existieren zu können, wenn man nicht ein passendes Gegenstück gefunden hatte. Dann muss man einfach traurig und verbittert werden. Muss man? Nö, sage ich.
Hat trotzdem Spaß gemacht zu lesen. Sag ich auch.

Fazit: Ein Jugendbuch über ein, zwei, drei oder mehr Personen auf der Suche nach sich selbst. Flott und angenehm zu lesen und mit einem interessanten Ende.