Rezension

Theatralische Sommernächte

Sommernachtszauber - Ellen Alpsten

Sommernachtszauber
von Ellen Alpsten

Bewertet mit 4 Sternen

Caroline kommt aus eher ärmlicheren Verhältnissen. Ihr Vater hat einige Jahre zuvor Selbstmord begangen, seitdem ist die Mutter depressiv und kann sich zu nichts mehr aufraffen. Dafür kümmert sich Caroline zwischen Schauspielschule und Haushalt um ihren kleinen Bruder, der sehr an ihr hängt.

Nun sind die ersten Ferien gekommen und die angehende Schauspielerin sollte ein Engagement für diese Zeit finden, um etwas ihrem Lebenslauf hinzufügen zu können.

Vorsprechen für Vorsprechen - eines reiht sich an das Nächste, aber Caroline reicht es allmählich. Dann erhält sie DAS Angebot schlechthin: Sie soll in "Romeo & Julia" die Hauptrolle spielen - und das auch noch mit dem berühmten Schauspieler Ben van Behrens, dem all ihren Freundinnen zu Füßen liegen.

 

Das alte Fasanentheater, nun "Bimah" genannt, war früher im Besitz einer jüdischen Familie, wurde dann aber enteignet. Nachdem es als verschiedene Einrichtungen wie Kindergarten, Altenheim, etc. gedient hat, steht es schon länger leer und ist sanierungsbedürftig. Carlos, der Regisseur von "Romeo und Julia" möchte das Bimah wieder aufbauen und mit der Premierenveranstaltung so viel Geld einspielen, dass dies möglich ist. Also liegt die ganze Verantwortung auf Carolines Schultern.

 

Um mehr üben zu können, besorgt sich Caroline den Schlüssel zum Theater und geht abends alleine proben. Dort lernt sie Johannes kennen - und beide kommen sich näher.

Johannes ist der perfekte Romeo - nur leider schon seit beinahe 80 Jahren tot. Denn er wurde bei der Premierenvorstellung von 1935 auf der Bühne ermordert - und lebt seitdem als Geist im Theater.

 

 

Ellen Alpsten hat mit "Sommernachtszauber" wirklich einen Funkenregen an Magie auf mich herabprasseln lassen während des Lesens. Ich wusste, dass es ein liebevolles, schönes Buch sein sollte, aber es hat mich schlichtweg begeistert.

 

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt - aus Carolines und Johannes. Der Schreibstil der Autorin war doch relativ einfach gehalten, hat aber der Geschichte keinerlei Abbruch getan.

 

Die Charaktere waren sehr liebevoll dargestellt.

Caroline ist jung und talentiert. Dennoch kann sie sich nicht vollends öffnen, einfach da der Mensch, den sie fast vergöttert hat, sie im Stich gelassen hat: ihr Vater. Dadurch dass die Mutter daraufhin in ein seelisches Loch gefallen ist, musste Caroline schnell erwachsen werden und handeln. Haushalt und vor allem ihr kleiner Bruder erfordern ihre größte Aufmerksamkeit. Dies auch noch neben der Schauspielschule und möglichen Engagements leisten zu können, ist nicht leicht und vor allem aufreibend.

 

Johannes ist wirklich ein Traummann. Er würde alles für seine Lieben tun und nach und nach erfährt man die Tragik um seinen Tod und den Fluch, der damit einhergeht.

 

Am wenigsten gefallen - und vor allem war sie am unsympathischsten - hat mir Carolines beste Freundin Mia. Sie kommt aus einer Schauspielfamilie und ist mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden. Ihr fällt alles zu Füßen und sie muss nur mit den Fingern schnippen. Ihr gefiel es schon gar nicht, dass Caroline ebenfalls beim Vorsprechen war und Ben van Behrens ihr, Mia, keinerlei Beachtung schenkte. Als dann auch noch ihre Freundin die Rolle bekommt, stürzt ein riesiger Schwall Eifersucht über ihr herein. Mit allen Mitteln versucht sie nun, Caroline das Leben schwer zu machen. Zudem begeht sie den folgenschweren Fehler und lässt sich mit einem Schauspiel-Scout ein, der bereits vergeben ist...

 

Mias Reaktionen konnte ich am wenigsten nachempfinden und manchmal waren mir die Dinge doch sehr weit hergeholt. Ich könnte mir ihre Geschichte schon vorstellen - nur eben eigenständig in einem anderen Konzept. Im Kontrast zu Carolines eher romantisch, tragischen Liebesgeschichte, wirkte es für mich oftmals eher fehl am Platz.

 

Dennoch kann ich jedem Leser dieses Buch ans Herz legen - ein zauberhaft, liebevolles "Sommermärchen" - aber jedes Buch und jedes Märchen findet einmal sein Ende, ob gut oder schlecht...