Rezension

Tiefgründig durch die Selbstfindungsphase! [5/5]

Rockherz - Alexandra Fischer

Rockherz
von Alexandra Fischer

Meine Meinung
Geschichte

Lieben, zweifeln, entdecken, erleben, durchsetzen, stark sein. All das findet man in diesem außergewöhnlichen Roman, der äußerlich wie jeder andere Rock-Roman wirkt, doch inhaltlich durch die jugendliche Selbstfindungsphase leitet und dabei zum Denken anregt. Persönlich konnte ich mich gut in diesem Roman wiederfinden und ich denke, dass es vielen so gehen wird.
Alles fängt an mit Almond, kurz Al. Ihre Eltern leben getrennt: Ihre Mutter eher konservativ und möchte das altbekannte "Beste" für ihre Tochter. Ihr Vater: Managed seine eigene Band und wird von Außenstehenden oft mit Vorurteilen berieselt. Al's Herz schlägt für das Leben ihres Vaters, doch das ihrer Mutter bei weitem nicht. Ein Lernprozess für alle Charaktere beginnt. Die Vergangenheit holt ein, Erlebnisse müssen neu verarbeitet werden, wie immer im Leben findet eine Entwicklung statt.
Ein schwerer Schicksalsschlag, der meiner Meinung nach ein wenig zu viel des Guten war, stößt Al an und sie begibt sich auf eine lange Reise um sich selbst zu finden. Lange braucht sie, um heraus zu finden, was ihr wirklich wichtig ist und das sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen muss, um glücklich zu werden.
Die Liebesgeschichte ist in diesem Buch eigentlich eher Nebensache, doch drängt sich weit in den Vordergrund, dadurch, dass sie der fördernde Antrieb ist. Schon am Anfang funkt es gewaltig und am Ende des Buches möchte man einfach wissen, wie es weitergeht. Dadurch, dass man Al's Entwicklung nah miterlebt möchte man am liebsten den Rest ihres Lebens auch weiter verfolgen.

Charaktere

Die Protagonistin Al repräsentiert einen durchschnittlichen Teenager. Man weiß noch nicht, wohin der Weg einen führen wird, was man machen soll, die Entscheidung scheint endgültig und somit wichtig. Al ist sich absolut nicht sicher, was sie machen möchte, doch sie ist sicher: Ihr Herz schlägt für die Rockmusik. Doch sie hat noch nicht gelernt sich durchzusetzen und so wird sie geformt von Stereotypen und ihrer Mutter, die sie in diese drängt. Sie ist nicht glücklich, doch möchte die Menschen, die sie liebt nicht verletzten. Fast jedes Kapitel überkam mich die Schwere, denn jeder kann sich irgendwie in Al hineinversetzen. Sie hat es nicht einfach. Gegen Ende wurde es ein wenig nervig, wie oft Al sich hin und her entscheidet. Sie beendet die eine Sache, um in die andere hineinzuschlittern, die sie gar nicht möchte. Doch die Phase war nur kurzfristig.
Morris scheint ein typischer Rockstar zu sein. Er lebt für die Musik, zieht seine Lebensenergie aus dieser. Sie gibt ihm Kraft und als alles schwer wird rutscht er ab. Das war schon sehr klischeehaft, doch umso schöner war seine Entwicklung zu sehen. Das es Menschen und Dinge gibt, die ihm mehr Kraft geben, als die Hoffnungslosigkeit besiegen kann.
Al's Mutter war eine schwierige Angelegenheit. Man erahnt ihre Vergangenheit, man weiß, warum sie Entscheidungen trifft, die ihre Tochter nicht glücklich machen. Ich habe das Buch auf ihre nette Seite gewartet und verborgenen findet man sie immer. Doch ihre Entwicklung ist Stoff für eine neue Geschichte.

Schreibstil & Sichtweise

Der Schreibstil lässt einen durch und durch mitfiebern. Man spürt alle Emotionen von Al und teilweise war ich kurz davor das Buch aus der Hand zu legen, weil es mich so mitgerissen hat, dass ich mit Al verzweifelt war, das ich bedrückt und Schwermütug wurde. Auf der anderen Seite konnte ich dieses wunderbare Buch einfach nicht zur Seite legen.
Über den Kapiteln sind Zitate aus dem Album von Burnside Down und deren Songnamen. Eine wunderschöne Idee und Kapitel für Kapitel passend.
Geschrieben ist das Buch aus der Ich-Perspektive von Al.

Cover & Titel 

Im Vordergrund sieht man eine Gitarre mit schmuckhaften Verzierungen. Im Hintergrund steht Al, die ihren Kopf zurück wirft. Sie wirkt frei und in ihrem Element. Sie scheint endlich durchatmen zu können.
Der Titel Rockherz gefällt mir sehr gut. Al's Herz schlägt für diese Musik, doch Al möchte auch ihr Leben rocken. Endlich frei sein, ausbrechen. Sie verändert sich wie die Musik, lässt all ihre Emotionen hineinfließen.

Zitat
"Manchmal kam ich mir wie ein Boot vor, dem der Kompass abhandengekommen war. Ich wurde von den Wellen in die Richtung gehoben, die ihnen gefiel. Was machte es für einen Sinn, wenn ich plötzlich das Ruder fand, obwohl ich gar nicht wusste, wo das rettende Ufer lag?"
 - Seite 43
Fazit
Ein tiefgründiger Roman, der einem durch schwere Zeiten helfen kann, um sich selbst zu finden. Man kann zurück blicken und erkennt sich wieder. Berührend, mitfühlend, liebenswert.