Rezension

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Toller historischer Roman

Revolution im Herzen - Claudia Beinert, Nadja Beinert

Revolution im Herzen
von Claudia Beinert Nadja Beinert

Bewertet mit 5 Sternen

'Revolution im Herzen' scheint vielleicht erstmal ein ziemlich kitschiger Titel zu sein - beim &nach den Lesen wird aber klar, dass er absolut treffend ist.
Man verfolgt das Leben im 19. Jahrhundert von Lenchen Demuth, einem Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, ohne Perspektive. Mit neun Jahren verlässt sie ihre Familie &sucht eine Anstellung in Trier, die sie durch einen glücklichen Umstand auch bekommt - bei der Familie Westphalen, deren Tochter Jenny die spätere Frau von Karl Marx sein wird.
Lenchen findet sich im Dienstbotenalltag ein &folgt Jenny &Karl später nach Brüssel, Paris, Köln &London. Zwischen Jenny &ihr entsteht mit der Zeit eine enge Verbindung &Lenchen wird Teil der Familie, ist nicht mehr nur Dienstbote.
Karl Marx gegenüber war sie immer verhalten &abgeschreckt, bis sie zusammen einige Male Schach spielten. Das Spiel der Könige wird oft mit dem Leben und den kommunistischen Ansichten in Verbindung gebracht &fungiert so als eine Art Analogie.
"Schach ist so komplex wie das Leben, auch beim Schach verlassen wir uns oft auf die Intuition, weil wir es nicht vermögen, alle Stellungen &alle Strategien klar vor Augen zu haben &zu bewerten. Das war auch in diesem Spiel so."
Aber es lässt auch eine starke Anziehung zwischen den beiden wachsen, deren Konsequenzen allerdings die gesamte Familie zu zerreißen drohen.

Durch die Augen von Lenchen verfolgt man den Alltag eines Hausmädchens, aber auch die Entwicklungen, die Karl Marx &Friedrich Engels vorantreiben. Wissen über Schriften &Prinzipien des Kommunismus, soziale Missstände, den industriellen Aufschwung &das Leben &Wirken vor allem von Karl Marx, aber auch von Friedrich Engels, werden verständlich vermittelt, eben weil Lenchen keine Akademikerin war.
Dennoch wird sie als schlauer, interessanter &herzlicher Charakter dargestellt, der ein wichtiger Bestandteil der Familie Marx war &trotzdem kaum bekannt ist.
Ihre Briefe an Karl, innerste Gedanken &Gefühle, spielen an den Anfängen der sechs Unterteilungen des Romans jeweils eine Rolle &ergeben meist erst Sinn, wenn man die Geschichte weitergelesen hat. Umso spannender war es, die Handlung zu verfolgen.

Abschließend geben beide Autorinnen noch eine knappe Kontextualisierung über die Figuren, die Zeit &die Umstände, die ich außerordentlich lesenswert fand!
Im ganzen Buch habe ich viele Unterstreichungen &Markierungen vorgenommen - was selbstredend für den Schreibstil &die Geschichte spricht!