Rezension

Tolles Krimi-Debüt

Retour - Alexander Oetker

Retour
von Alexander Oetker

Bewertet mit 5 Sternen

Alexander Oetker stellt uns in seinem Debüt-Krimi „Retour“ den charmanten Commissaire Luc Verlain und eine bezaubernde Gegend Frankreich, das Aquitaine, vor.

Luc lässt sich, um seinem schwerkranken Vater nahe zu sein, von Paris nach Bordeaux versetzen, obwohl er vor Jahren der Enge der Heimat entflohen ist. Außerdem braucht er ein wenig Abstand vom stressigen Alltag in Paris mit Verkehrshölle, Mord und seinen Frauengeschichten.

Doch nichts ist mit dem beschaulichen Dasein als Polizist. Gleich am ersten Arbeitstag, so quasi zum Einstand, wird ein junges Mädchen am Strand erschlagen aufgefunden.

Luc kann auf ein eingespieltes Team zurückgreifen. Nur der aus dem Baskenland stammende Commissaire Etxeberria hält nicht allzu viel von Teamarbeit. Im Alleingang hat er einen Täter ausgemacht: den aus einer algerischen Familie stammenden Hakim, obwohl es Indizien auf andere Verdächtige gibt.
Durch seine voreilige und rassistische Vorgangsweise entfesselt Etxeberria Kräfte, die kaum in den Griff zu bekommen sind und ihm letztlich beinahe das Leben kosten.

Spannung/Erzählstil/Charaktere:

Alexander Oetker hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Gekonnt flicht er aktuelles Tagesgeschehen, die Angst der Bevölkerung vor Terroranschlägen und den latenten Fremdenhass in seinen Krimi ein, ohne schulmeisterlich oder wertend zu wirken.

Der Plot ist durchdacht und die Handlung nachvollziehbar.

Wie es für Krimis, die in Frankreich üblich ist, darf der Leser am „savoir vivre“ teilhaben. Sei es, dass man Sonnenuntergänge am Meer beobachten kann oder den kulinarischen Genüssen frönen darf. Auch hier erfahren wir einiges über Land und Leute.

Mit Luc Verlain hat der Autor einen Charakter geschaffen, der auszog, um der Enge seiner Heimat zu entkommen, der aber auch in der Weltstadt Paris nicht ausschließlich glücklich ist.
Ja, er hat einen Beruf, der ihm einige abfordert. Ja, er hat Karriere gemacht und ja, schöne Frauen liegen ihm zu Füßen. Aber die Dame seines Herzen hat er unter all den teilweise mondänen Frauen noch nicht gefunden.
Ein echt schöner Zug von ihm ist es, sich wegen seines Vaters wieder nach Bordeaux versetzen zu lassen. Doch ist das nicht auch nur ein Vorwand, dem hektischen Großstadtleben zu entkommen?
Er fährt einen dunkelblauen Jaguar und raucht Parisienne. Er sieht gut aus und genießt das Leben. 

Sein beruflicher Gegenspieler ist der Baske Etxeberria, der „aus dem Lehrbuch für böse Cops entstiegen zu scheint“. Ungepflegt, störrisch, voller Wut (auf Gott und die Welt) und Alkoholiker – stellt er die Geduld von Luc gleich zu Beginn auf die Probe.

Und dann noch Anouk, die Kollegin, die zielsicher mit ihrer Waffe umgehen kann. Die beiden haben schon einiges gemeinsam. Genau wie Luc liebt sie ihren Beruf, schöne Autos (nicht die Plastikdinger, die sie als Dienstwagen bekommen) und die französische Lebensart, obwohl ihre Familie ja eigentlich aus Italien kommt.
Ob die beiden länger ein Paar sein werden? Es gibt ja die Andeutungen, dass sie die derzeitige Stelle nur als „Durchgangsstation“ sieht.

Die verschiedenen Verdächtigen sind ziemlich treffend geschildert. Derval, der Stiefvater des OPfers, der der FN nahesteht, der fast unsichtbare Stiefbruder, der Gedichte schreibt und so gar nicht in die Familie passt oder Mollinger jun., der wie sein Vater, unter der Fuchtel von Madame Mollinger und dem Zwang „den guten Ruf der Familie unter allen Umständen wahren“ steht.

Einzig dem Mordopfer Caroline bin ich nicht ganz so nahe gekommen. Was sie umtreibt, mit dem Ex- und dem aktuellen Freund unmittelbar hintereinander Sex zu haben, ist mir nicht klar.

Fazit:

Ein neuer Stern am Krimi-Himmel? Sieht so aus. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Ich warte ungeduldig auf Band 2.

Kommentare

hobble kommentierte am 26. April 2017 um 06:23

Das Buch wäre was für mich