Rezension

Unnötig in die Länge gezogen und nervig

Chroniken der Unterwelt 06. City of Heavenly Fire
von Cassandra Clare

Bewertet mit 2 Sternen

Oh Mann! In Band 6 und gleichzeitig dem letzten Band der „Chroniken der Unterwelt“ hat die Reihe meiner Meinung nach seinen Tiefpunkt erreicht. Ich habe eine halbe Ewigkeit gebraucht, um diesen unnötig in die Länge gezogenen Roman durchzulesen und bleibe unzufrieden zurück.

Der letzte Teil hat ja hochdramatisch geendet. Sebastian hat einige Schattenjäger in dunkle Schattenjäger, sogenannte 'Erdunkelte' verwandelt, die ihm nun uneingeschränkt loyal ergeben sind. Zwar musste er fliehen, aber die Bedrohung durch ihn besteht weiterhin. Jace, der durch das Himmelsschwert Glorious von Sebastian getrennt wurde, trägt nun das Himmliche Feuer in sich und ist somit die einzige Person, die Sebastian aufhalten könnte. So weit, so gut. Seitdem sind ein paar Monate vergangen und am Anfang von Band 6 kommt Sebastian wieder, greift Schattenjäger-Institute an, um weitere Erdunkelte zu rekrutieren. Daraufhin fliehen alle Schattenjäger nach Idris, um dort zu besprechen, wie es weitergehen soll. Natürlich kommt Clary und Jace dabei eine ganz außergewöhnlich wichtige Rolle zu, sie sind quasi der Schlüssel zum Sieg gegen Sebastian, und natürlich gibt es einen ach so dramatischen Show Down mit darauf folgenden unvermeidlichen Happy End.

Das war jetzt mal das Objektive zu diesem Buch, komme ich also zum Subjektiven, was größtenteils daraus besteht, was mich alles gestört hat. Es fängt schon mit den ersten Seiten an, mit dem Prolog. Hier wird sofort eine neue Figur eingeführt, die zwölfjährige Emma, eine junge Schattenjägerin, die im Institut im Los Angeles einen der Angriffe von Sebastian hautnah mitbekommt. Man fragt sich so "Wer ist sie und was soll das? Ich kenne sie gar nicht und auf einmal fängt das Buch mit ihr an?". Sie taucht auch noch öfter im Buch auf, hat eigene Sichtweisen, bekommt einen größeren Teil in dem Roman gewidmet als so manch anderer Charakter, der in den letzten Büchern eindeutig wichtiger, weil existent, war. Und tadaaa: Emma ist die Hauptperson der neuen Reihe von Cassandra Clare, "Lady Midnight". Schon als ich zum ersten Mal davon gehört habe, fand ich es ziemlich dreist von der Autorin, sowas zu bringen, aber jetzt, nachdem ich das Buch selbst gelesen habe, finde ich es noch schlimmer! Es wird einem hier die neue Reihe von der lieben Mrs Clare aufgedrängt, sie hätte gleich noch ein rotes Schild mit ins Buch packen können, mit der Aufschrift "Lady Midnight: LIES MICH!". Emma und alle Charaktere, die mit ihr zusammenhängen, sind zwar auch Schattenjäger und passen irgendwie auch in die "Chroniken der Unterwelt"-Reihe, aber für mich hat es sich trotzdem so angefühlt, als hätte die Autorin diese Leute auf Teufel komm raus noch in dieses Buch quetschen wollen, nur um zu zeigen, dass sie eine neue Reihe schreibt und doch bitte jeder sie lesen soll. Und eins kann ich euch verraten, ich werd mir diese neuen Bücher von ihr garantiert nicht kaufen!

Ich bin auch echt enttäuscht davon, wie wenig hier Charaktere vorkommen, die ich total gerne mag. Es kommt mir vor, als wäre ich zurück in Band 1 geschleudert worden, der fast nur von Clary erzählt wurde, nur mit ein bisschen mehr Anteil von anderen Personen. Also 80% Clary, 20% von allen anderen und mir "allen anderen" meine ich Jace, Simon, Isabelle, Alec, Magnus, Luke, Jocelyn, Emma, Maia und ab und an Jia Penhallow. Es ist also nicht nur nervig, dass Clary so oft zu Wort kommt und andere, die ich viel viiiieeeel lieber mag, kaum, sondern auch, dass es so viele sind. Dadurch ist das Buch auch so unglaublich fett geworden, 900 Seiten für gerade mal eine Woche, wenn man vom Epilog mal absieht! Das regt irgendwie total auf, ich hatte teilweise das Gefühl, überhaupt nicht vorwärts zu kommen, weil dementsprechend auch nicht so viel passiert, wie man in 900 Seiten erwarten würde.

Außerdem war noch etwas anderes so, als wäre man in der Zeit zurückgeworfen worden, nämlich die Beziehung von Clary und Jace. Da ging es ja bis Band 3 dauernd so "Oh nein, wir dürfen uns nicht lieben, weil wir Geschwister sind!". Und nein, es kommt nicht raus, dass die beiden doch verwandt sind und sich doch nicht lieben dürfen, aber dafür hat Jace das Himmlische Feuer in sich, das er nicht kontrollieren kann und weswegen er Clary kaum anfassen kann, weil er sie ja sonst verletzen würde. Augenverdreh-Alarm! Schon klar, liebe Autorin, wenn es sonst keine Beziehungsprobleme gibt, werden eben mal schnell neue erfunden, damit auch alles schön dramatisch bleibt! Von Clary-und-Jace-Momenten wird man aber trotzdem nicht verschont, es wird genug gekitscht.

Sehr witzig, aber nicht gelungen, fand ich die Tatsache, dass Cassandra Clare versucht, coole Jugendsprache und Witz in "City of Heavenly Fire" reinzubringen. Auf einmal sollen die Leute "DBDen", also "die Beziehung definieren" oder es wird lustig über nonexistente Schattenjäger-Magazine gesprochen. Ich fand das zu gewollt, es passt überhaupt nicht dazu. Es gibt eben Autoren, die haben einen witzigen, leicht zu lesenden Schreibstil, und andere, die haben ihn einfach nicht. Cassandra Clare gehört eindeutig zu letzteren. Über ihren Schreibstil allgemein könnte ich mich natürlich noch seitenlang aufregen, lass es aber lieber. Das Einzige, was ich jetzt noch dazu sagen will ist: Sie muss ihre Leser echt für doof halten! Personen, Umgebungen, einfach alles wird doppelt und dreifach bis hundertfach beschrieben, zehn Metaphern werden verwendet, nur um einen See zu beschreiben! Ich hab das dann teilweise nur noch überflogen, weil es für mich nicht schön bildlich und lebhaft vorstellbar wurde, sondern mir nur noch auf die Nerven ging. So. Autoren-Lästereien Ende.

Jetzt nur noch zum Happy End, das ja auch abzusehen war. Sehr vieles in diesem Buch war ja abzusehen, für mich gab es nur ein paar wenige Überraschungen. Das Happy End war dann auch wirklich seeehr klischeehaft und kitschig. Jeder war glücklich und zufrieden, jedem Yin sein Yang, selbst wenn ein paar Sachen nicht so glücklich verliefen, wurden sie noch geklärt. Zwar gab es im Buch auch ein paar Opfer, aber entweder kamen sie mir nicht so wichtig vor oder haben mich emotional gar nicht mitgenommen. Es gab gerade mal eine Stelle im Buch, an der mir fast die Tränen gekommen wären und das ist mir für ein Finale einfach nicht genug. Gut an dem Happy-End-Ende fand ich, dass tatsächlich alle unbeantworteten Fragen beantwortet wurden. Man hat zum Beispiel endlich erfahren, wer Magnus' dämonischer Vater ist, auch wenn ich es vorhersehbar fand, dass man es erfährt und auch, wer er ist, was meiner Meinung nach viel zu oft angedeutet wird.

Zu den Charakteren noch kurz: Ich finde ja, dass kaum jemand von den wichtigsten Charakteren eine Wandlung durchgemacht hat, wenn, dann Simon. Clary und Jace schwadronieren zwar andauernd, wie sehr sie sich doch verändert haben, doch ich hab davon nichts mitbekommen, sie sind so nervig wie eh und je. Simon hingegen hat sich wirklich gewandelt und ist und bleibt mein Lieblingscharakter dieser Reihe. Wirklich viel Konkurrenz hat er eh nicht. Durch ihn hat die Reihe wenigstens ein bisschen Witz und Überraschung bekommen. Eins der anderen wenigen Dinge, die ich in "City of Heavenly Fire" gut fand, war, dass die Autorin Personen aus der "Chroniken der Schattenjäger"-Reihe hat vorkommen lassen, die im 19. Jahrhundert spielt. Ich hab die Bücher zwar nicht gelesen, aber mir den Inhalt im Internet doch mal angesehen, um zu verstehen, wie das alles denn zusammenhängt. Ich fand es ziemlich gelungen, wie Clare es geschafft hat, hier einen Bogen zu schlagen und bevor ihr euch jetzt wundert: Nein, die Personen werden nicht so in den Mittelpunkt gestellt wie Emma von der nächsten Reihe, sie kommen in Maßen vor.

Alles in allem bin ich einfach nur enttäuscht von diesem versucht dramatischen Finale, das für mich zu vorhersehbar, zu kitschig und zu sehr in die Länge gezogen war, mit vielen Charakteren, die ich einfach nicht ausstehen konnte und einer, meiner Meinung nach, nicht lesenswerten Schreibstil.