Rezension

Weitschweifig

Die Lügnerin -

Die Lügnerin
von Friedemann Karig

Bewertet mit 3 Sternen

Ganz sicher hat dieses Buch ein großartiges Thema, eine geniale Idee und ist philosophisch tiefschürfend. Leider versteckt es all das in einer unglaublichen Weitschweifigkeit. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Thema überhaupt verstanden hätte, hätte es der Klappentext nicht zusammengefasst.

Claire hat eine ganz besondere Gabe. Was auch immer sie erzählt wird passieren. Davon erzählt sie ihrer Therapeutin ausführlich und verwickelt sie und die Leser in ein verzwicktes Konstrukt von tatsächlichem Geschehen und Erfundenem. Die Erzählung folgt einem Handlungsfaden, bei dem sich immer wieder die Voraussetzungen ändern, bis man gar nicht mehr weiß, was los ist.

Leider ist es wirklich schwer diesen Faden in der Hand zu behalten. Der Autor ist eloquent, humorvoll und erzählfreudig und versieht einfach alles mit unglaublich vielen Details, bist man kaum noch weiß, worum es gerade ging.

„Es wurde dunkel im Flugzeug, für einige Sekunden war die Welt ein tiefer Ozean. Was für eine infame Täuschung uns unsere Augen auferlegten, dachte ich. Wie massiv es aussah, wie sämtlich es das Licht schluckte; ein Entführer, der einem ganzen Flugzeug die Hand auf den Mund presste. Dann durchbrachen wir die Wolken, die Sonne stach seitlich durch das Fenster in mein Gesicht, vor Freude schrie ich beinahe auf. Endlos ballten sich die weißen Hügel bis zum Ende des Horizonts, schimmerten orange gen Licht und blau gen Himmel.“

Solche Passagen sind natürlich brillant, nur leider auch überflüssig. „Es wurde dunkel im Flugzeug“ ist die Information. Wohin sie fliegt und warum habe ich während dieser Beschreibung fast vergessen und das zieht sich durch das ganze Buch.

Nach dem Lesen habe ich das Gefühl, eine tolle Geschichte verpasst zu haben. Sie steht da, ganz bestimmt, leider habe ich sie in dem Informationswust nicht gefunden.