Rezension

Wenn Dracula erwacht...

Die nicht sterben -

Die nicht sterben
von Dana Grigorcea

Die Erzählerin hat lebhaft Erinnerungen an ihre Sommerurlaube im kleinen rumänischen Städtchen: Tante Margot mietete jedes Jahr eine herrschaftliche Villa, räumte alles "kleinbürgerliche" Inventar in den Keller und stattete das Haus mit ihrem mitgebrachten Hausrat aus. Die privilegierte Vergangenheit wurde so auch unter kommunistischer Ägide wiederbelebt. Nun ist die Erzählerin erwachsen, eine Malerin, und kehrt zurück an diesen Ort. Das Ceausescu-Regime ist vorbei, aber für das Städtischen ist es nicht aufwärts gegangen - viele Gebäude sind verwahrlost und zerfallen, es gibt kaum Arbeit, und besonders jüngere Menschen sind ausgewandert. Immer noch im Amt ist der Bürgermeister, der nach Entwicklungsmöglichkeiten sucht. Da findet sich in der Familiengruft ein Hinweis auf Vlad Tepes, der möglicherweise dort begraben ist. Vlad ist berühmt geworden unter dem Namen Dracula. Da lässt sich doch etwas machen - das könnte man doch zum Publikumsmagneten ausbauen...

Realistische Beschreibungen eines kleinen transsilvanischen Städtchens mischen sich mit dem Dracula-Mythos; die Geschichte driftet immer weiter ins Phantastische. Denn Fürst Vlad hat sein Land verteidigt, sowohl gegen Angreifer von außen als auch gegen Schmarotzer von innen. Und solche Schmarotzer, die es sich auf Kosten anderer gutgehen lassen, die gibt es auch heute noch. Rufe nach einer starken, rettenden Hand werden laut...

Die Autorin mischt Realistisches und Phantastisches. Das ist gut gemacht und ansprechend. Dennoch konnte es mich nicht ganz mitnehmen - vom Ceausescu-Regime weiß ich wenig und habe auch nicht viel erfahren, und Vampire als Erzählmotiv sind nicht mein Interesse. Aber auch wenn es nicht meinen Geschmack trifft, kann ich mir doch gut vorstellen, dass das Buch interessierte Leser findet.

Das Buch steht auf der Nominierungsliste zum Deutschen Buchpreis 2021.