Rezension

Zigarettendynastien, politisches Indonesien, Familie und Liebe! Alles dabei!

Das Zigarettenmädchen. Roman - Ratih Kumala

Das Zigarettenmädchen. Roman
von Ratih Kumala

Bewertet mit 4.5 Sternen

Eine kleine Kulturgeschichte der Kretek (Nelkenzigarette Indonesiens) verwoben in ein mitreißendes Familienschicksal.

Die Autorin erzählt von zwei konkurrierenden Familienbetrieben, die stets versuchen sich gegenseitig zu überbieten. Schneller, höher, weiter. Hauptsache die Nase vorn. Dabei wird auch gern vergessen, womit dieser Kampf begann: die Liebe. Bewegend schreibt Kumala über ambitionierte Männer und Frauen, deren Tatendrang und persönliches Engagement für ein Ziel den Leser sofort für sich einnehmen. Schonungslos legt sie dar, wie wenig politische und historische Entwicklungen rücksicht auf diese persönlichen Pläne nehmen.

Die Verknüpfung der Familiengeschichten mit den politischen Geschehnissen sowohl zur Zeit der Machtübernahme der Japaner in den frühen 1940ern, als auch zur Zeit des Putsches 1965, trifft den Leser hart und unvorbereitet. Nichtsdestoweniger, liefert sie dem unbedarften Nichtkenner der Geschichte ausreichende Erklärungen, um die Situation leicht verstehen zu können. gleichzeitig schafft sie es durch ihre wechselnde Erzählperspektive die durchaus abweichenden historischen Ausführungen der beiden Familien gegenüber zu stellen.
Nicht umsonst wird gesagt: Geschichte wird von den Siegern geschrieben. In dem Falle können Sieger auch einfach die ältere Generation sein, geht man davon aus, dass die junge generation keinen Kontakt mehr zu der verfeindeten Familie hat. So entstehen Legenden und tragische Missverständnisse. Unnötiger Hass wird den Jungen eingepflanzt, die im sinne der Familienloyalität die Geschichten der Älteren nicht hinterfragen. Warum sollten sie auch?

Eine spannende Reise zu den eigenen Wurzeln und einem lange verborgenen Familiengeheimnis und zwei herzzerreißende Liebesgeschichten!