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Antoine Laurain hat ein Wohlfühlbuch geschrieben, ausgehend von Francois Mitterands
rätselhaftem Satz aus der Neujahrsansprache 1994: „Ich glaube an die Kräfte des
Geistes“. Das Buch will uns an die rätselhaften Kräfte von Mitterands Hut
glauben machen. Und man will an sie glauben, denn die Kräfte des Hutes sind
Wie insektenhaft klein und machtlos der Einzelne vor dem Gesetz ist, haben schon andere in der Literatur zum Thema gemacht, aber Juli Zeh beweist, dass es für jede Gesellschaft erneut notwendig ist. Notwendig nämlich vorzuführen, warum in einem Rechtsstaat der Einzelne eben nicht machtlos sein darf vor dem Staat, indem das Gegenteil erzählt wird.
Denis Scheck ist ein Literaturkritiker, der uns Laien zum gefallen die Sache gern auf den Punkt bringt, krachledern, kräftig und komisch. Ich habe Tränen gelacht, als er im Deutschlandfunk ein Werk von Jussi Adler Olson mit dem Vergleich niedermacht, es zu lesen sei so nervenzerfetzend „wie ein Weltmeisterschaftsfinale im Pfahlsitzen“.
Carsten Jensen setzt den Marstaler Seeleuten ein Denkmal, indem er ihr Werden, Fahren und Ertrinken erzählt. Mit den drei Generationen der Familie Madsen (Laurids, Albert und Knud Erik, der allerdings kein Madsen mehr ist) geht die Lektüre auf Große Fahrt – von Dänemark bis Shanghai, New York und Samoa.
Der Berliner Autor Franz Hessel, ins Exil getrieben von den Nazis, hat der Welt neben diesem Kleinod weitere verschollene Texte hinterlassen – und einen mächtigen Sohn, nämlich Stephane Hessel, dessen Essay „Empört Euch!“ 2010 nicht nur Frankreich aufgerüttelt hat.
Josef möchte lieber Joe heißen, notfalls Josef, aber bitte nicht José. Er kommt aus Deutschland, wanderte in den späten 1930ern nach New York aus und muss nach dem Krieg in Argentinien und Costa Rica wohnen, will aber eigentlich immer zurück nach America. Darum auch Joe.
In Abbas Khiders Büchern gibt es zwei unverwechselbare Besonderheiten: Das ist zum einen die Innensicht in einen Menschen, der Diktatur, Haft und Folter erlebt und überlebt hat. Und das ist zum anderen eine ganz besonderes Deutsch, das in seiner ungekünstelten Direktheit, dem schnörkellos Einfachen die orientalische Lust am Erzählen locker rüberbringt.
Haben Roboter oder „Recheneinheiten“ Seelen? Können sie träumen? Haben sie Gefühle? Emma Braslavski stellt in ihrem Roman diese bekannten Fragen neu, denn die Antworten darauf sind freilich selbst Fragen: Haben den Menschen Seelen, Träume, Gefühle?
1914 war „Die Verliese des Vatikans“ bestimmt ein freches, frivoles Buch, das sowohl den Adel wie die Literaten, den Klerus wie die Kaufleute auf die Schippe nahm. In fünf Kapiteln geben sich die handelnden Personen das Heft des Handelns in die Hand, der stets präsente Erzähler folgt dem Szenewechsel, als käme nach dem Vorhang die nächste Kulisse.
Hans Falladas 1932 erschienenen Roman „Kleiner Mann - was nun?“ ist nicht nur mit seinem Titel bis in die heutige Zeit bekannt und aktuell. Der ganze Roman - die ersten gemeinsamen Jahre von Johannes Pinneberg und seiner Frau Emma „Lämmchen“ erzählt eine Geschichte von zeitloser Bedeutung.
Franz Blei war ein österreichischer Literaturkritiker, der auch für einige exzentrische Herausgeberschaften und eigne Texte bekannt war und ein Leben geführt hat, das außer seiner Herkunft, seiner Gattin und der Literatur keinen Mittelpunkt besaß. Vagabundierend lebte er von 1871 bis 1942 und ist heutzutage vor allem noch für as vorliegende Buch bekannt: „Das große Bestiarium“.
Am 28. November 2019 wurde Milan Kundera wieder tschechischer Staatsbürger – 40 Jahre, nachdem ihn die Staats- und Parteiführung der CSSR ausgebürgert hatte, weil sich der Schriftsteller des wiederholten antikommunistischen Dissidententums schuldig gemacht hatte.
Mit „Graue Nächte“ ermitteln zum dritten Mal Thorson und Flóvent im Reykjavik der 1940er Jahre. Diesmal führt das Verbrechen den Militärermittler und den isländischen Kriminalpolizisten in das Milieu der halblegalen Kaschemmen der amerikanischen Soldaten, wo zwischen Prostitution, Alkohol und Homosexualität ein junger Mann brutal ermordet wird und ein leichtes Mädchen verschwindet.
Für Thriller bin ich kein Experte. Wenn es im Kino spannend wird, reicht mir bereits die Musik, um mich in größte Unruhe zu versetzen, Schockeffekte hauen mich fast immer um, und weite Strecken des „Thrills“ erlebe ich lieber, indem ich zwischen die Finger linse. Mit anderen Worten: Thriller bedeuten kein Vergnügen für mich, weshalb ich sie meide.
Eines sollte man aus der Odyssee gelernt haben: Die Sirenen sollte man besser nicht singen hören. Wildenhains Sirenengesang hätte ich mir auch lieber gespart: Sein sprachlich experimenteller, in eigenwilligen Splittern dahingeschepperter Roman hat mich genervt. Statt der Ohren wollte ich mir die Augen zuhalten (um im homerischen Bild zu bleiben).
Welchen Roman auch immer ich von Mario Vargas Llosa lese – immer begeistert mich seine Fähigkeit, mit Saft und Kraft zu erzählen. Selbst „Das böse Mädchen“ hat mich irgendwann gepackt, obschon ich weder die lebenslange kitschige Ergebenheit Ricardos noch die eiskalte egoistische Aufstiegsgier des bösen Mädchens besonders anziehend fand.
Der Beton des Flughafens Tegel ist noch nicht ganz trocken - eröffnet wurde er am 1. November 1974 - da kommt zum Nikolaustag die erste Leiche auf dem Kofferband an: Mord. Kappes erster Fall. Peter Kappe ist schon das dritte Familienmitglied, das in der Reihe „Es geschah in Berlin“ des Jaron-Verlages auf Verbrecherjagd in Berlin geht.
„Das Imperium aus Asche“ bleibt, wenn Menschen und Drachen um die Vorherrschaft über die Welt kämpfen. Anthony Ryans Abschlussband feuert aus allen Rohren und lässt es richtig krachen.
Der neue Roman von Saša Stanišić ist eine sympathische Collage aus Geschichten um seine Geburtsstadt Višegrad, die Flucht seiner Eltern, das Ankommen in Deutschland und Heidelberg und immer wieder die Konfrontation mit den Fragen an seine Großmutter im Herkunftsland und den Altersgenossen im Ankunftsland.
Ein Merkmal der Bewohner von Groß-Einland ist, dass „der Mensch als zu einer Landschaft gehöriges Wesen verstanden“ werden muss (S. 91). Deshalb passen die Groß-Einländer perfekt zu ihrer Heimat, denn so wie seine Bewohner einen dunklen Fleck auf Seele und Gewissen haben, hat der Ort einen dunklen Fleck unter sich, ein poröses Fundament, ein allegorisches „Loch“.