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Jackie Thomaes Roman „Brüder“ ist auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2019, und ich frage mich warum. Die Rezension der Süddeutschen Zeitung begrüßt sowohl den „beiläufigen“ Stil als auch die Tatsache, dass ‚Hautfarbe‘ im Roman zwar Hauptthema sei, aber nur indirekt angesprochen werde.
Als die Generation X noch jung war und gar nicht ahnte, dass ihr die Generationen Y und Z im Nacken sitzen würden, stürzt sich Morten „Motte“ Schumacher ins Leben. Er weiß, was wirklich wichtig ist - Bonanza-Fahrräder zum Beispiel -, lernt aber in der intensiven Phase als 16jähriger noch ein paar andere wichtige Dinge dazu: dass Mama und Papa sich trennen können etwa.
Ein durchdesignter Schwedenkrimi mit einem nachdenklichen Ermittler – einem Journalist – und einer Polizei, die auch nicht blöd ist. Autor Aake Smedberg ist ein Formalist: Er erzählt die Handlung in zwei abwechselnden Erzählsträngen, die wie die Klingen einer Schwere zuschnappen und sich da treffen, wo Blut fließt.
Was wäre, wenn eines Tages alle Schwarzen eines US-Bundesstaates ihre Koffer packen, einander an die Hand nehmen und aus Nimmerwiedersehen über die Grenze in den Rest der USA gingen?
Literatur ist dann auch Dichtung, wenn sie es schafft, Realität so in Sprache zu verdichten und umzusetzen, dass sie an Bedeutung gewinnt und etwas Größeres ausdrückt, das wir Leser erkennen und erfahren können.
„Die Blechtrommel“ gehört nicht zu den Romanen, die ich in der Schule lesen musste. Zum Glück – denn die sprachliche Gewalt und der fantasievolle Ausdruck wäre an mich als Teenager verschwendet gewesen. Auch die Vielschichtigkeit Oskar Matzeraths in seiner selbstgewählten Zwergen- und Narrenrolle hätte mir wohl erst in quälenden Deutschstunden vorgekaut werden müssen.
Um es vorwegzunehmen: Simenons „Die Pitards“ ist genial. Der Roman baut auf 166 Seiten eine Dichte, eine Spannung und ein Drama auf, die beispiellos gelungen sind. Warum? Weil Simenon auf engstem Raum griffige Ideen und Klischees so arrangiert, dass sie einrasten und zusammenarbeiten wie ein perfekt ausgetüfteltes Räderwerk.
Was ich über den Golem wusste - von Rabbi Löw vor Jahrhunderten in Prag erschaffen -, hat mit Gustav Meyrinks Fortsetzungsroman „Der Golem“ nichts zu tun. Wer (wie ich) Paul Wegeners Stummfilm „Der Golem, wie er in die Welt kam“ von 1920 vor Augen hatte, geht hier völlig fehl.
Der chinesisch-amerikanischen Journalistin Xinran ist ein entzückender Roman gelungen, der uns westlichen Lesern ein unbekanntes China durch die Augen dreier ungleicher Schwestern zeigt: ein China an der Schwelle zur Neuzeit, zur Urbanität und zur postkommunistischen Zeit - im Jahre 2001. Das Gefälle zwischen Stadt und Land beträgt etwa 500 Jahre, wie im Roman übertrieben gewitzelt wird.
Es fällt schwer, Biller hinter Biller zu entdecken und zu erkennen, wozu "der Jude gebraucht" oder was ihn "verbraucht, weil Biller immer so selbstreferentiell ist, selten selbstreflektiert (obwohl auch das).
Die Geschichte des Spions Magnus Pym ist womöglich der anspruchsvollste Roman John le Carrés, den ich bisher gelesen habe. Pym ist der Sohn des Mythomanen Richard „Rick“ Pym und hat selbst ein ambivalentes Verhältnis zur Aufrichtigkeit und zur Lüge erworben.
Raffiniert: E.O. Chirovici weiß genau, dass man den weißen Hai nicht in den ersten Szenen zeigen darf, sondern ihn sich für einen wohl kalkulierten späteren Zeitpunkt aufheben muss. Bis dahin sieht man nur die Rückenflosse und lässt sich von der Musik in immer schnellerem Tempo jagen.
Rafik Schami ist als guter Geschichtenerzähler bekannt.
Die 60er sind vorbei - und damit kommen einige nicht so gut klar. Hap Collins und Leonard Pine beispielsweise, die hartgesottenen Underdogs, die einander so gegensätzlich sind (außer dem Humor), dass sie sich verstehen wie zweieiige Zwillinge. Aber auch Haps Exfrau Trudy will die Welt wieder verbessern, wie sie früher einmal war, ihr neuer Lover Howard auch und der dickliche Chub sowieso.
Viermal fragt Jenny Erpenbeck in diesem Roman: Was wäre wenn? Wenn die Protagonistin nicht gestorben wäre, sondern eines der vielen möglichen Leben gelebt hätte. In Intermezzi lässt Erpenbeck die Handlung sich einen anderen Abzweig wählen, auf dem es weitergeht durch die Jahre, durch die Generationen, durch das Schicksal.
Margarita Iwanowna hat es nicht leicht: Sie ist in einer deutschen Kleinstadt als russischer Kontingentsflüchtling gelandet, hat einen schweigsamen, fleißigen Mann und einen debilen, dem Tode nahen Enkelsohn, dessen schwacher Metabolismus jeden Augenblick den gefährlichen Keimen in Speiseeis, auf Kofferaußenseiten oder in Weihnachtskalenderschokolade erliegen könnte.
Die zart beginnende Sehnsuchtsgeschichte nach Sarah und dem Orient wird leider mehr und mehr überlagert von intellektueller Selbstbefriedigung. Ich halte mich für halbwegs belesen, aber der Anspruch an Intertextualität, also Bezüge zu anderen Texten, aber auch Musik, Philosophie und Kunst im Allgemeinen, hat mich erheblich überfordert.
Einer Liebe kann sich jeder Mensch gewiss sein: der Liebe der Mutter zu ihrem Kind. Doch was ist, wenn diese Mutterliebe ausbleibt?
Es gibt diese Bücher, die bei der Lektüre ein warmes Licht ausstrahlen, den Rest der Welt in schläfrige Dunkelheit versinken lassen und um sich und ihren Leser herum eine behagliche Atmosphäre intimer Lektüre verbreiten.
Charlotte Schwab erlebt einen zweiten Frühling – mit 82 Jahren. Vielleicht ist es auch eher ein dritter oder vierter Frühling, aber die Aussicht, ihrem 88-jährigen Schwager Hugo wieder zu begegnen, der gleichzeitig die Liebe ihres Lebens war, versetzt den Rhythmus ihres Lebens, das sie behaglich mit der Schaufensterpuppe Hulda teilt, in erhebliche Schwingung.