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Die Konstellation, in der sich die Protagonisten-Familie dieses Romans befindet, ist heutzutage so typisch und viele Leser(innen) werden sich in ihr wiederfinden, was ihn so lesenswert macht.
Obwohl ich die ersten beiden Bände der Romantrilogie („Jahre des Aufbaus“ und „Wunderbare Zeiten“, erschienen 2018 bzw. 2019) nicht gelesen habe, bin ich gleich gut in die Geschichte hineingekommen.
Schon der erste Roman „Altes Land“ der Autorin hat mir gut gefallen. „Mittagsstunde“ toppt ihn noch einmal.
Daniel Glattauers Bücher kenne ich eigentlich alle – von „Der Weihnachtshund“ über „Gut gegen Nordwind“ bis hin zu „Geschenkt“, um nur einige zu nennen. Und alle haben sie mir gefallen, ebenso das hier zu besprechende.
Ich weiß nicht, ob es diese Erscheinung tatsächlich gibt: Ein Klavier steht öffentlich zugänglich am Pariser Bahnhof Gare du Nord und bietet jedem Vorbeikommenden die Möglichkeit, auf ihm zu spielen.
Dieser Roman enthält eine lose Aneinanderreihung von Kapiteln mit jeweils einem Bewohner einer Kleinstadt im Mittleren Westen der USA im Vordergrund. Zwischen den aufeinanderfolgenden Romanfiguren bestehen mehr oder weniger lose Verbindungen. Recht beschaulich erzählt die Autorin von wahren Lebensdramen, die sich im Leben der Personen abspielen. Alle hadern irgendwie mit ihrem Schicksal: z.B.
Der norwegische Lehrer Jakop ist von Kindheit an ein einsamer Mensch. Sein einziger Freund ist Pelle, mit dem er lange Gespräche führt, mit dem es allerdings eine besondere Bewandtnis hat, die sich für den Leser erst mitten in der Geschichte herauskristallisiert. Zwei Hobbies hat Jakop – die Etymologie der nordischen Sprachen und den Besuch der Beerdigungen ihm fremder Verstorbener.
Die Autorin behandelt in diesem doch immerhin 568 Seiten langen Roman ein historisch interessantes schulpolitisches Thema, nämlich die in den 1920er Jahren tatsächlich neu gegründete und zum Abitur führende Internatsschule auf Juist.
Sehr verschieden sind die 39jährigen Zwillingsschwestern Dunja und Saphie, die als Kinder in ihrem Heimatdorf im ehemals innerdeutschen Grenzgebiet „Glasschwestern“ (daher der Buchtitel) genannt wurden, weil sie den handgemachten, geblasenen Glasschmuck ihres Vaters trugen. Eine merkwürdige Parallele gibt es aber in ihrem Leben: Ihre beiden Männer/Lebensgefährten sterben am selben Tag.
Ich mag solche kurzen Romane wie den vorliegenden, in dem die Autorin unter Verzicht auf überflüssige Längen alles Notwendige erzählt. Zwar war ich nach dem Klappentext nicht darauf gefasst, es mit einer zu Ende des 16. Jahrhunderts angesiedelten Geschichte zu tun zu haben. Das spielte dann aber auch schnell keine Rolle mehr. Sehr interessant ist dieses Buch für Juristen, aber nicht nur.
Wenn mein Literaturkreis nicht dieses Buch als nächste zu besprechende Lektüre ausgewählt hätte, hätte ich es nie in die Liste meiner Wunschbücher aufgenommen. So aber habe ich mich doch bis zum Ende eher hindurchgequält als das Lesen zu genießen. Das Thema Feminismus liegt mir eher fern und umso mehr, wenn er wie hier in der amerikanischen Gesellschaft angesiedelt ist.
Nach "Weit über das Land" ist dies nun das zweite Buch des Autors, das ich gelesen habe.
Michèle Seld, genannt Michka, ist eine alte alleinstehende Dame. Nach und nach verliert sie durch wiederkehrende Stürze, quälende Alpträume und Aphasie ihre häusliche Selbständigkeit. So muss sie schließlich in ein Seniorenheim ziehen.
Dieser schon durch sein glitzerndes Giraffenmotiv auf dem Cover äußerlich auffällige Roman ist ein Frauenbuch, in dem lobenswerterweise nicht oberflächlich bleibende Frauen die Protagonistinnen darstellen, wie ich es in entsprechenden Büchern immer wieder erlebt habe. Die Hauptfigur Hanna ist vielmehr eine voll im Leben stehende, zupackende vierzigjährige Grundschullehrerin.
Das Buch gehört in die Reihe um die Familie Bundschuh, zu der die weiteren Bände „Tief durchatmen, die Familie kommt“ und „Ihr seid natürlich eingeladen“ gehören. Die Autorin ist vor allem als Fernsehschauspielerin bekannt. Die chronologische Lesereihenfolge muss nicht eingehalten werden.
Ein solch tolles Buch mit seiner gelungenen Mischung aus zwei Lebensgeschichten und Reisebericht lese ich nicht alle Tage.
Nach vierzigjähriger liebevoller Ehe begeht Maggie einen Suizidversuch. Während sie im künstlichen Koma liegt, erklärt Frank ihr, warum er seit sechs Monaten nicht mehr mit ihr gesprochen hat. Doch bis er zu dem wesentlichen geheimnisvollen Punkt vordringt, findet er zu Hause Maggies Notizbuch, in dem auch sie ihm ausführlich ein Geheimnis offenbart.
Dem im Anhang des Buches abgedruckten Interview mit dem Autor ist zu entnehmen, dass er als typisch für seinen Schreibstil ansieht, Wörter zu streichen, die nicht zwingend nötig sind, um mit wenigen Worten möglichst effektiv zu sein. So ist er auch vorliegend verfahren und hat die endgültige Version um 25000 Worte auf 50000 Worte (234 Seiten) gekürzt.
In diesem Roman taucht Olive Kitteridge auf, die schon in früheren Büchern (die man aber nicht zwingend zuvor gelesen haben muss) der Autorin („Mit Blick aufs Meer“) eine wichtige Romanfigur war. Olive wohnt in der amerikanischen Kleinstadt Crosby in Maine und ist pensionierte Mathelehrerin. In Crosby ist nicht viel los.
Weder Krimi noch Thriller, aber ein äußerst spannender Roman.