Rezension

Nachkriegsfreundschaft starker Frauen

Kiss me, Fräulein -

Kiss me, Fräulein
von Christina Beer

Klappentext: ²Deutschland in den Fünfzigerjahren: In der Micky Bar treffen sie auf lebenshungrige Soldaten, die Gefallen an deutschen »Fräulein« gefunden haben und nicht genug von ihnen bekommen können: Die selbstbewusste Ingrid mit ihren blonden Engelslocken stürzt sich ins Abenteuer und ermuntert auch ihre beiden Freundinnen, sie in das Tanzlokal zu begleiten. Jule und Gerda zögern, zu groß ist ihre Angst vor ihren konservativen Eltern. Doch die Neugier auf das neue Lebensgefühl mit heißem Rock ’n’ Roll und die Sehnsucht, den Alltag endlich hinter sich zu lassen, sind stärker. Unbeeindruckt von den missgünstigen Dorfbewohnern, die sie als »Ami-Liebchen« beschimpfen, gehen sie mutig ihren Weg – in eine verheißungsvolle, aber auch ungewisse Zukunft."

Eine Freundin fragte mich, warum haben manche Bücher zwei Sprachen in der Überschrift, warum kann man nicht bei einer bleiben? Spätestens jetzt weiß ich es! Amerikanische Soldaten im besetzten Deutschland nannten junge deutsche Frauen auch Fräulein. Diese Überschrift strahlt eine Stärke und lässt vermuten, welche Zeiten sich dahinter verstecken könnten. Das Cover ist sehr schön bunt, mit drei Freundinnen, jede wurde anders dargestellt, so unterschiedlich wie sie nur sind und wie ihre Wege auch werden. 

Ein angenehmer Schreibstil, offen und stilvoll entführt den Leser nach Deutschland in die Nachkriegszeit.  Mit sanften Worten und einer angenehmen Selbstverständlichkeit wird dem Leser erklärt, wie sich das Leben in der damaligen Zeit entwickelt hat. Welche Spuren der Krieg hinterlassen hat, wird aus den unterschiedlichen Leben von Jule, Ingrid und Gerda sehr ersichtlich.

Die Hauptcharaktere sind sehr einfach dargestellt, trotzdem emotional und realistisch, dass der Leser das Gefühl bekommt, mittendrin im Geschehen zu sein. Der Leser weint mit, ärgert sich, lacht und bekommt Schmetterlinge im Bauch.

Die Mickey-Bar ist ein wichtiger Bestandteil dieses Buches und zeigt uns wie "hungrig" die jungen Leute nach Freiheit, Spaß und Liebe in den frühen 50er waren. Während die ältere Generation noch griesgrämig über den Krieg und die Verluste grübelt, lässt sich die junge Generation nicht die Fröhlichkeit und Rassengleichheit nehmen. 

Die drei junge Mädchen, entwickeln sich sehr unterschiedlich und folgen ihren Wünschen, Träumen und Instinkten. Auch über zwei Kontinente halten sie halbwegs Kontakt miteinander. Sie sind alle stark, anständig und bewundernswert. 

Leider endete das Buch und ich habe keine zweiten Teil zur Hand ... Es interessiert mich sehr wie es weiter geht. 

Das einzige was mich ganz leicht gestört hat, war, dass einige Passagen, die ich nicht so interessant fand ziemlich in die Länge gezogen wurden, wobei andere vielleicht mehr Beschreibung gebraucht hätten.

Trotzdem ist es ein wundervolles Buch, sehr wertvoll und von mir eine klare Leseempfehlung.