Rezension

Selbst ist die Frau

Ein Mann zum Vergraben -

Ein Mann zum Vergraben
von Alexia Casale

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Buch mit sehr ernstem Hintergrund der die menschliche Gesellschaft leider seit ihrem Bestehen latent begleitet.

Titel, Klappentext und Titelbild lassen auf einen humorvollen Roman schließen. Aber dem ist

nicht so. Corona hat Gewalt gegen Frauen und Kinder durch den strengen Lockdown

verstärkt. Zwar leider schon immer präsent im Leben vieler Familien, tritt sie nun ungehemmt zu Tage, erzwungen durch das enge Beisammensein. „In Großbritannien kommt im Schnitt alle drei Tage eine Frau durch einen Mann zu Tode; beim Großteil der Fälle handelt es sich um den gegenwärtigen oder ehemaligen Lebenspartner. Im Corona-Lockdown verdoppelte sich diese Anzahl: In den ersten drei Wochen kamen vierzehn Frauen um, bei denen ein Mann der Tat verdächtigt oder angeklagt wurde.“ (S. 392)

Kein Wunder, dass einige Frauen sich nun endlich wehren. Es ist pure Notwehr, die die eine

zur gusseisernen Pfanne und die andere zum Gift greifen lässt, um ihre Teenager Tochter vor einer Zwangsheirat mit einem viel älteren Mann zu schützen.. Und die dritte ihr weinendes Baby beschützen muss. Meine Damen, das war längst fällig und die gewalttätigen Ehemänner haben ihren Tod selbst verschuldet..

 

Die Situation ist absolut verstörend. Aber wie die Frauen die Morde innerlich verarbeiten und

sich gegenseitig beistehen, ist genial. Sie versuchen an alles zu denken, jedes kleinste

Detail vorauszusehen, zu planen, alle Risiken abzudecken, den Fragen und Nachforschungen der Polizei glaubhaft entgegenzusteuern, alles ist meisterhaft geschrieben. Der Zusammenhalt der Frauen reicht über Generationen hinweg: „Ihre Generation hat einfach keinen Respekt mehr vor Älteren. Als wären Sie die ersten Frauen, die je dieses Problem hatten...“ (S. 390)  sagt die strenge ältere Nachbarin und schließt sich der Gruppe einfach an.

Das brachliegende Grundstück in der Nachbarschaft der einen Frau wird zum Dreh- und Angelpunkt des Romans und gleichzeitig zum heimlichen Friedhof der zu entsorgenden Ehemännern. Die Frauen beantragen bei der Stadtverwaltung das Recht, das Grundstück in eine kleine öffentliche Grünanlage umzuwandeln, mit Blumen und Sträuchern und einem Birnbaum. Ein Kirschbaum steht ja schon darauf. Der Antrag wird bewilligt und die Damen können – natürlich mit gebührendem Abstand – loslegen mit dem Umgraben für das Blumenbeet. Zum Glück überprüft niemand, wieso dieses Beet solch tief eingegrabenen Untergrund hat. Der Kirschbaum wird auch noch eine Rolle spielen, sozusagen als Vorreiter.

„Der Club der heimlichen Witwen“ ist nun komplett und bedarf hoffentlich keiner Fortsetzung… Aber leider hört die  Gewalt gegen Frauen nie auf.